Ein Mann sieht Rot. Oder genauer genommen: 5 Männer. Am 24. Spieltag der Super League kam einzig die Partie Luzern – FC Zürich ohne Platzverweis aus. Mittlerweile 41 Mal schon flog in dieser Saison in der höchsten Schweizer Liga ein Akteur vom Feld.
Darunter waren auch Entscheide, über die sich trefflich diskutieren liess, wie etwa jene rote Karte gegen Lukas Görtler Ende Januar. Der St. Galler Captain hatte Luganos Jonathan Sabbatini bei einer Flanke unglücklich getroffen.
Für Diskussionen sorgt mitunter auch das Strafmass. Mal muss ein Spieler nur eine Spielsperre absitzen, ein anderer verpasst gleich 4 Meisterschaftspartien. Doch wie wird das eigentlich bestimmt? Philippe Guggisberg, Kommunikations-Chef der Swiss Football League (SFL), erklärt: Der Schiedsrichter, der die rote Karte erteilt hat, liefert einen möglichst genauen Beschrieb in seinem Rapport. Am Tag nach der Super-League-Runde geht der Rapport an den Disziplinarrichter. Aufgrund der Schilderung und nach Sichtung der TV-Bilder wird das Strafmass erhoben.
Dieses wiederum folgt einem detaillierten Strafenkatalog. Im Falle der roten Karte gegen FCZ-Verteidiger Nikola Katic im Derby gegen GC lautet der Rapport von Schiedsrichter Stefan Horisberger etwa:
Nach einem fairen Ballverlust im Mittelfeld grätscht Katic seinen Gegenspieler mit offener Sohle oberhalb vom Knöchel um, dies ist gesundheitsgefährdend. Ich stehe sehr nahe und zeige ihm für dieses Vergehen die rote Karte.
Der Disziplinarrichter kommt anhand dieses Rapports und der TV-Bilder zum Schluss, dass es sich um ein «grobes Foulspiel» handelt. Bedeutet nach Strafenkatalog, dass Katic für zwei Partien zuschauen muss.
«Keine klare Wissenschaft»
Rot ist aber nicht gleich Rot. Das gilt auch bei Tätlichkeiten. In 3 Abstufungen wird zwischen leichter und schwerer Tätlichkeit unterschieden. Guggisberg ist überzeugt: «Dank unseren 3 Disziplinarrichtern, die sich untereinander absprechen, und dieser erprobten Praxis haben wir eine klare Linie.» Doch anzumerken sei auch: «Das Vorgehen ist keine klare Wissenschaft, nicht einfach schwarz oder weiss.»
Die Wahrscheinlichkeit, dass Fussballfans der Diskussionsstoff zu roten Karten und aufgebrummten Spielsperren ausgeht, bleibt also klein.