Bei den Young Boys wird es zum Trend, dass nach frustrierenden Spielen aus den Emotionen heraus öffentlich Teamschelte betrieben wird. So geschehen Ende Juli nach der 0:4-Schmach in St. Gallen, dem dritten punktelosen Spiel in der Meisterschaft 2024/25. David von Ballmoos wetterte hinterher: «Heute war nicht viel los. Es war ein verdienter Sieg für St. Gallen. Wir haben als Team komplett versagt.»
Die Wut des Torhüters hatte sich davor schon auf dem Rasen entladen – und richtete sich erst noch gegen Teamkollege Jaouen Hadjam. Der 29-jährige Keeper hatte den Verteidiger heftig gestikulierend verbal angegriffen. Die Berner meldeten rasch, dass die Wogen wieder geglättet seien.
Dann kippt es aus dem Nichts einfach wieder
Zwei Monate und erst 9 Punkte aus total 11 Super-League-Matches später steht Captain Loris Benito hin und wirkt äusserst angesäuert. Über das 0:2 beim FC Lugano logischerweise, mindestens aber ebenso über die mangelhafte Einstellung einzelner Akteure. Entsprechend folgert er aus dem Auftritt am Sonntagnachmittag im Tessin: «Eine absolut verdiente Niederlage.»
Eine Woche nach dem erst zweiten Sieg im heimischen Championat (2:1 gegen Luzern) und wenige Tage nach der ansprechenden Champions-League-Partie (0:1 gegen Inter) habe man sich vorgenommen, aggressiv zu sein und Bereitschaft zu zeigen. Am Ende musste der 32-jährige Verteidiger konstatieren: «Typisch für unser Gesicht, das uns diese Saison begleitet. Gegen andere Mannschaften spielen wir gut auf, dann aber zeigen wir beim nächsten Mal wieder nichts davon.»
Was nun: Sorgen ja oder nein?
Benito geht mit seinem Appell noch einen Schritt weiter und äussert auch Einzelkritik: «Wir haben Spieler, die einen ‹Grind ziehen›, wenn sie nicht aufgestellt werden. Bekommen sie dann aber die Chance, beweisen sie sich nicht.»
In den Augen des Leaders muss von allen mehr kommen. Auch drehen sich die Berner bei der Forderung nach mehr Widerstandsfähigkeit seit Wochen im Kreis. Woran liegt's, was ist der Grund für diese augenfälligen Diskrepanzen? «Es ist schwierig, darauf eine Antwort zu geben», findet Benito.
Abschliessend meint er im SRF-Interview, dass er sich keine Sorgen mache um die Young Boys. Leicht widersprüchlich schliesst Benito mit seiner Einschätzung: «Ich mache mir aber Sorgen, wenn ich einen Spieler anschaue und er mir das Gefühl gibt, er gäbe alles. Im Match kippt dann allerdings ein Schalter um und alles ist wieder anders.»