Gareth Southgate starrte entsetzt ins Nirgendwo, dann zog er los, seine Spieler zu trösten. 1996 hatte der heutige englische Trainer im EM-Halbfinal gegen Deutschland in Wembley den letzten Elfmeter der «Three Lions» verschossen – am Sonntag nahm er auf ähnlich dramatische Weise Einfluss auf das Roulette vom Punkt im Endspiel gegen Italien.
In der letzten Minute der Verlängerung wechselte Southgate Marcus Rashford und Jadon Sancho ein, die er im Turnierverlauf weitgehend ignoriert hatte. Beide traten zum Elfmeter an. Beide verschossen. Als letzten Schützen meldete Southgate den 19-Jährigen Bukayo Saka, der an Gianluigi Donnarumma im italienischen Tor scheiterte.
Kane: «Jeder kann verschiessen»
«Das geht auf meine Kappe», sagte der 50-Jährige. «Ich habe die Schützen nach den Trainingseindrücken ausgesucht. Niemand ist allein. Wir haben gemeinsam gesiegt, und es liegt an uns allen, dieses Spiel nicht gewonnen zu haben. Was die Elfmeter angeht, ist es meine Entscheidung, und ich muss dafür geradestehen.»
Captain Harry Kane, der wie Harry Maguire verwandelte, machte seinen jungen Kollegen keinen Vorwurf. «Jeder kann einen Elfmeter verschiessen. Die Jungs werden daraus lernen, und es wird uns Motivation für die WM geben», sagte der Starstürmer von Tottenham Hotspur.
Erstaunen bei den Experten
Der frühere deutsche Nationalspieler Michael Ballack reagierte bei MagentaTV verwundert auf Southgates Wahl. «Das war nicht besonders glücklich. Mich stört so ein bisschen die Balance zwischen Erfahrung und Jugendlichkeit», sagte er.
Hertha-Sportchef Fredi Bobic betonte: «Dass als Letzter ein 19-Jähriger schiessen muss, als fünfter Schütze. Das hat mich schon erstaunt. Puh, da hat er sich auch ein bisschen verpokert bei den Einwechslungen am Ende.»