Bevor die Nati am Sonntagabend von den Fans in Zürich gefeiert wurde, hat die Spitze des Schweizer Fussballverbandes in Stuttgart ein erstes positives EURO-Fazit gezogen. SFV-Präsident Dominique Blanc, Nati-Direktor Pierluigi Tami und Coach Murat Yakin wählten zwei Adjektive, um die starken Wochen mit dem bitteren Viertelfinal-Out gegen England zu beschreiben:
- Traurig: «Das Resultat des Viertelfinals gegen England tut weh», sagte Tami stellvertretend. «Wir waren so nahe dran. Der gestrige Abend war schwierig, wir sind sehr traurig.»
- Stolz: Gleichzeitig mischt sich ein Gefühl des Stolzes in die Betrachtung. «Wir sind im Jahr 2024 ungeschlagen. Es hat Spass gemacht, den Fussball des Teams zu verfolgen», lobte Tami. «Wir haben modernen Fussball gezeigt, egal gegen welchen Gegner. Stets hatten wir einen Plan, den wir durchgezogen haben. Am Ende der Verlängerung gegen England waren die Beine und der Kopf bereit und wir waren überlegen. Doch dann kam das Penaltyschiessen.»
Einen grossen Anteil am Höhenflug der letzten Wochen hatte Yakin. Keine Frage deshalb, dass man vom Verband aus – wie schon mehrfach betont – gerne mit dem Erfolgstrainer weitermachen möchte. «Wir sind sehr zufrieden mit Murat und auch Giorgio Contini (Assistenztrainer, Anm. der Red.) und wollen Kontinuität. Unser Plan A ist, dass die beiden weitermachen. Wir werden das in den nächsten Tagen diskutieren. Bis Ende der kommenden Woche möchten wir Klarheit haben.»
Gespür wichtiger als Papier
Und auch auf der Gegenseite scheint die Bereitschaft weiterzumachen, durchaus vorhanden zu sein. «Ich habe schon immer signalisiert, dass ich mir eine Fortsetzung absolut vorstellen kann. Für mich hat die Nati Priorität. Ich habe keine Diskussionen mit anderen Agenten oder Klubs geführt», so Yakin. Er liess auch durchblicken, was für ihn die wichtigsten Kriterien sind: Vertrauen, Gespür und Kontinuität.
«Ich funktioniere nach Vertrauen und nicht nach Vertrag. Das Papier ist so lange wertvoll, wie das Gespür, die Entwicklung, die Zusammenarbeit und die Konstellation passen. Das Vertrauen spüre ich», wählte der 49-Jährige schöne Worte für sein Gefühl.
Continis Wichtigkeit
Auch wenn die Vorzeichen auf eine weitere Zusammenarbeit hindeuten, gibt es noch Stolpersteine, die diese verhindern könnten. Was, wenn Contini – den Yakin als «i-Tüpfelchen» einmal mehr besonders herausstrich – nicht weitermachen will oder ein anderes Angebot vorzieht? Was, wenn die Erwartungen an kommende Turniere nicht dieselben sind? Was, wenn man sich in Vertragsinhalten nicht findet?
Klar ist jedoch: Mit der Deadline von Tami steht spätestens in einer Woche fest, ob Yakin die Nati in den Kampagnen der Nations League (ab September) und der WM-Qualifikation (ab Frühling 2025) führen wird oder nicht.