Noch sitzt der Stachel bei so manch deutschem Fan nach dem Viertelfinal-Aus an der Heim-EM tief. Dafür lieferte der Halbfinal zwischen Spanien und Frankreich am Dienstagabend einen unmissverständlichen Beweis. Spaniens Aussenverteidiger Marc Cucurella wurde in München von einheimischen Zuschauern bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen.
Die spanischen Anhänger reagierten auf die Pfiffe und initiierten mehrmals «Cucurella»-Sprechchöre für den Verteidiger.
Der Hintergrund
Im Viertelfinal am vergangenen Freitag in Stuttgart war es in der zweiten Hälfte der Verlängerung beim Stand von 1:1 zu einer strittigen Szene im Sechzehner von Spanien gekommen. Ein Schuss von Jamal Musiala prallte aus kurzer Distanz klar an die linke Hand Cucurellas, dessen Arm nicht am Körper angelegt war.
Schiedsrichter Anthony Taylor entschied auf kein Penalty für Deutschland und verzichtete darauf, sich die Szene am Monitor nochmals in Ruhe anzusehen. Der Rest dürfte den meisten bekannt sein. Spanien gelang in der 119. Minute durch Mikel Merino der Lucky Punch zum 2:1, der den Gastgeber ins Verderben stürzte.
«Völlig respektlos»
Auf die Pfiffe gegen Cucurella angesprochen sprach Mitspieler Daniel Vivian nach der Partie gegen Frankreich von einer «Schande». Kein Spieler verdiene es, so behandelt zu werden. Zudem sei bei der betroffenen Szene überhaupt keine Absicht von Cucurella dahinter gelegen. «Extra in ein Stadion zu kommen, um eine Person auszupfeifen, ist absolut respektlos», so Vivian weiter.
Spaniens Trainer Luis de la Fuente wollte keine weitere Polemik aufkommen lassen und versuchte an der Pressekonferenz nach dem Spiel, die Sache etwas zu entschärfen. «Ohne despektierlich zu sein, diese Leute repräsentieren niemanden. Deutschland als Gastgeberland war aussergewöhnlich. Die Leute, die gepfiffen haben, repräsentieren weder Deutschland noch sonst jemanden.»