In Neapel nennen sie ihn ehrfürchtig «Kvaradona». Khvicha Kvaratskhelia kennt sich also aus mit den ganz grossen Erwartungen.
Nun, im EURO-Achtelfinal am Sonntag gegen Titelfavorit Spanien, dem grössten Spiel in der Geschichte des georgischen Fussballs, trägt er die Hoffnungen einer ganzen Nation auf seinen schmalen Schultern. Und alle sind sich einig: Ihr Superstar wird sie nicht enttäuschen.
Krasser Aussenseiter, aber ...
«Ich respektiere sie, sie gehören zu den besten Mannschaften», sagte Kvaratskhelia vor dem historischen und heiss ersehnten ersten K.o.-Spiel gegen die Spanier, aber: «Wir haben gesehen, was möglich ist.»
Natürlich sind die georgischen EM-Novizen auch gegen Spanien krasser Aussenseiter, die Quoten bei den Wettanbietern sind mit Abstand die schlechtesten aller 16 Achtelfinalisten. Seine Mannschaft, die schon jetzt alle Erwartungen übertroffen hat, habe jedoch «nichts zu verlieren», sagte Trainer Willy Sagnol.
Selbiges galt auch für Neapel. Jahrzehntelang liefen die Erben Diego Maradonas den grossen Klubs aus dem Norden hinterher – und dann kam Kvaratskhelia. Schon früh nach seiner Ankunft im Sommer 2022, Kvaratskhelia war gerade 21 Jahre alt, tauften ihn die Tifosi «Kvaradona», in Anlehnung an ihr Klubidol.
Der Druck als Antrieb
Viele wären an den Erwartungen der heissblütigen Fans und des fussballverrückten Umfelds zerbrochen. Den jungen Georgier spornte das aber nur noch mehr an. Bereits in seiner ersten Saison erlöste Kvaratskhelia den Klub und führte ihn zum ersten Scudetto seit 33 Jahren.
Von einer «Last» der Erwartungen kann bei Kvaratskhelia nicht die Rede sein. Wer einen weiteren Beleg für diese These benötigt hatte, bekam ihn im letzten Gruppenspiel gegen Portugal: Exakt 94 Sekunden brauchte der 23-Jährige, um Georgien in Führung zu schiessen. Als überragender Spieler erhielt er die Trophäe für den «Man of the Match».
Man habe «gesehen, dass es möglich ist zu gewinnen – egal, wer der Gegner ist», sagte Kvaratskhelia, «wir werden da sein, um zu kämpfen und zu gewinnen.»