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Archiv: Das Penaltyschiessen gegen England im Schnelldurchlauf
Aus UEFA EURO 2024 Clips vom 06.07.2024.
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Trefferquote stimmt, aber ... Darum verliert die Schweiz immer wieder im Penaltyschiessen

Die Sieg-Bilanz der Nati im Elfmeterschiessen ist mies. Dabei treffen die Schweizer Spieler gar nicht mal schlecht.

Am Samstag schied die Nati zum 3. Mal in Folge an einer EM-Endrunde im Penaltyschiessen aus. Nach dem 3:5 n.P. im Viertelfinal gegen England an der EURO 2024 in Deutschland lautet die ernüchternde Elfmeter-Bilanz der Schweiz an grossen Turnieren: einmal gewonnen, fünfmal verloren.

Viele – nicht selten die involvierten Spieler – sagen, Penaltyschiessen seien eine Art Lotterie, seien oft Glücksache. Wieso aber ist dann die Schweizer Ausbeute so negativ?

Antworten liefert die Analyse der 5 Penaltyschiessen der aktuellen Nati-Generation: 2016 im EURO-Achtelfinal gegen Polen, 2019 in der Nations League gegen England, 2021 an der EURO gegen Frankreich (Achtelfinal) und Spanien (Viertelfinal) sowie das jüngste Shootout gegen die «Three Lions».

Über das blamable 0:3 an der WM 2006 gegen die Ukraine können wir den Mantel des Schweigens hüllen. Kein Spieler jener Mannschaft ist heute noch aktiv.

Die Schweizer treffen nicht unterdurchschnittlich

Die Trefferquote in einem Penaltyschiessen hat sich über die Jahre gemäss verschiedenen Quellen im Bereich von rund 75 Prozent eingependelt. Im laufenden Turnier in Deutschland wurden in den bislang 3 Elfmeterschiessen 19 von 24 Versuchen verwandelt, was 79 Prozent ergibt. In der Geschichte der Weltmeisterschaft liegt der Wert «bloss» bei gut 70 Prozent.

Fussballspieler im weissen Trikot schiesst den Ball auf dem Spielfeld.
Legende: Vom Punkt eine Bank Mario Gavranovic traf 2021 als einziger Schweizer sowohl im Penaltyschiessen gegen Frankreich als auch in jenem gegen Spanien. Keystone/MARKO DJURICA

Die Schweizer bewegen sich hier schön im Schnitt. In den 5 Penaltyschiessen der letzten 8 Jahre kommen sie auf einen Wert von genau 75 Prozent (6 Fehlschüsse bei 24 Elfmetern):

  • 2016 vs. Polen: 4 von 5 Versuchen verwandelt (80%)
  • 2019 vs. England: 5 von 6 Versuchen verwandelt (83%)
  • 2021 vs. Frankreich: 5 von 5 Versuchen verwandelt (100%)
  • 2021 vs. Spanien: 1 von 4 Versuchen verwandelt (25%)
  • 2024 vs. England: 3 von 4 Versuchen verwandelt (75%)

Will heissen: Einzig beim Viertelfinal-Out vor 3 Jahren gegen Spanien gaben die Schützen ihrem Team keine Chance, als Sieger vom Platz zu gehen. In den übrigen Penaltyschiessen hätte die Siegerin durchaus auch Schweiz heissen können. Warum wurde dann nur Frankreich bezwungen?

Nur 3 Fehlschüsse bei 26 Versuchen

Die Antwort liegt auf der anderen Seite. Denn: Die Schweizer Gegner sind in Elfmeter-Krimis gegen die Nati überdurchschnittlich treffsicher:

  • 2016 Polen: 5 von 5 Versuchen verwandelt (100%)
  • 2019 England: 6 von 6 Versuchen verwandelt (100%)
  • 2021 Frankreich: 4 von 5 Versuchen verwandelt (80%)
  • 2021 Spanien: 3 von 5 Versuchen verwandelt (60%)
  • 2024 England: 5 von 5 Versuchen verwandelt (100%)

Nur die Spanier erreichten im EM-Viertelfinal 2021 gegen die Schweiz eine Trefferquote von unter 80 Prozent. Wie wir alle wissen, konnte die Nati daraus aber keinen Profit schlagen.

Fussballspieler schiesst Elfmeter, Torwart springt nach dem Ball.
Legende: Da kannst du nichts machen 2016 hechtet Yann Sommer auch beim letzten Versuch des Polen Grzegorz Krychowiak in die richtige Ecke, hat aber null Abwehrchance. Imago/East News

23 von 26 Penaltys gegen die Schweiz sassen. Das bedeutet einen Schnitt von über 88 Prozent, was signifikant höher als der übliche Durchschnitt ist.

Sommer parierte bloss gegen Mbappé und Rodri

Bei allen Penaltyschiessen stand bei der Schweiz Yann Sommer im Tor. Der Inter-Keeper wird noch heute für seine siegbringende Parade gegen den Franzosen Kylian Mbappé gefeiert. Daneben konnte Sommer indes nur noch den Schuss von Rodri parieren. Der zweite spanische Fehlschuss 2021 war ein Pfostentreffer von Sergio Busquets.

Liegts also an Sommer, dass die aktuelle Nati-Generation 4 von 5 Penaltyschiessen verloren hat? Nicht unbedingt. Schaut man sich die 26 Elfmeter an, waren die meisten schlicht unhaltbar. Bestes Beispiel ist das Duell mit Polen 2016: Sommer hechtete damals 4 Mal in die richtige Ecke, war aber nur beim Versuch von Arkadiusz Milik überhaupt in der Nähe des Balls. Alle anderen Schüsse: zu gut geschossen.

Was aber auch der Wahrheit entspricht: Im jüngsten Vergleich mit England ahnte Sommer nur noch einmal die richtige Ecke. Beim Schuss von Ivan Toney fehlten dem 35-Jährigen indes ein paar Zentimeter zur erfolgreichen Parade.

Fussballspieler erzielt Tor in einem Elfmeterschiessen.
Legende: Hier ahnte er die Ecke Yann Sommer kann den Versuch von Ivan Toney trotzdem nicht parieren. Imago/Schüler

SRF zwei, sportlive, 6.7.24, 17:10 Uhr ; 

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