In exakt 2 Wochen wird die Nati – und mit ihr Yann Sommer zwischen den Pfosten – an der EM in Deutschland im ersten Gruppenspiel gegen Ungarn gefordert sein. Der 35-Jährige bestreitet nach den Turnieren in den Jahren 2016 und 2021 (je EURO) sowie 2018 und 2022 (WM) seine 5. Endrunde. Dazu kommt die Erfahrung an der WM 2014 in Brasilien, als der Zürcher in der Hierarchie aber noch hinter Diego Benaglio und Roman Bürki anstehen musste.
Seit September 2014 gehört Sommer, der im Mai 2012 in einem Freundschaftsspiel gegen Rumänien (0:1) zu seiner Feuertaufe im Schweizer Goal gekommen war, die Nummer 1. Akribisch und mit spürbarer Herzenslust bereitet der Routinier den bevorstehenden Grossanlass vor. «Ich will keine Überraschungen erleben. Also frage ich mich, was ich dem Team bringen kann, was auf mich zukommen könnte», führt er aus.
Freude über Vertrauensbeweis – und Konkurrenzdruck
Als seine persönlichen Ziele nennt er, dass er ein extrem konstanter Goalie sein möchte. «Ich will der Mannschaft viel Ruhe geben von hinten, so dass ein guter Spielaufbau möglich ist.» Dazu gehört für den Keeper ebenso eine tadellose Ausstrahlung.
Er freut sich über den Vertrauensbeweis von Nationaltrainer Murat Yakin, der sich noch Ende vergangenen Jahres auf Sommer als Stammtorhüter festgelegt hat. Dies, obschon mit Gregor Kobel, der am Samstagabend mit Dortmund Real Madrid im Champions-League-Final unterlag (0:2), ein Konkurrent auf Augenhöhe ist.
Für den frischgebackenen Serie-A-Meister mit Inter Mailand in dessen Debütsaison leuchtet ein, dass diese Position in der Öffentlichkeit heftig und teils auch kontrovers diskutiert wird. «Konkurrenz ist wichtig und bringt alle weiter: mich, ihn (Kobel) und die gesamte Mannschaft. Am Schluss ist es entscheidend, dass wir ein gutes Klima im Training haben. Das haben wir und dazu eine sehr hohe Qualität. All das war früher für mich nicht anders, als ich noch die Nummer 2 war.»
Die Quali genügte nicht, zählt aber nicht mehr
Trotz internem Druck und im Alter von 35 Jahren kann sich Sommer vorstellen, eine nächste Turnier-Kampagne anzuhängen, möglicherweise eine 6. Endrunde als Nummer 1 anzustreben. «Ich weiss es aktuell noch nicht, bin aber offen für alles», sagt er darauf angesprochen. Momentan sei nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber nachzudenken. «Denn aktuell sind meine Gedanken nur bei diesem Turnier.»
Natürlich treibe ihn immer wieder um, was das Leben noch bringen könne, welche weiteren Challenges warten könnten. Je näher ein mögliches Karriereende rücke, desto spezifischer würden solche Gedanken. Der 88-fache Nationalspieler und Vater zweier Töchter hält fest: «Aber ich fühle mich sehr gut, der Körper macht mit, und ich habe noch sehr grosse Freude am Fussball.»
Doch eben: Kurzfristig mag sich der frühere Bundesliga-Spieler ausschliesslich mit der EURO in seiner langjährigen sportlichen Heimat auseinandersetzen. «Wir haben keine gute Quali gespielt, da muss man ehrlich sein. Mit vielen Leistungen konnten wir nicht zufrieden sein.»
Nun aber warte ein Turnier – und die Ausgangslage sei eine ganz neue. Sommer ist zuversichtlich, dass die Schweiz mental bereit ist. Die Gegner würden ihnen das Leben keineswegs einfach machen. «Aber wir müssen als Team und mit viel Spirit da reingehen», verlangt er.
Dann darf man gespannt sein, wie die Schweiz abschneidet und wie Sommers Karriere weiter verläuft ...
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