Die Favoritinnenrolle
Die erfolgsverwöhnten Deutschen haben zuletzt an grossen Turnieren den Einzug in den Halbfinal zweimal verpasst. An der EM 2017 in den Niederlanden sowie an der WM 2019 in Frankreich war im Viertelfinal Endstation. In England soll sich dieses Szenario nicht wiederholen, zumal Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg personell wohl wieder aus dem Vollen schöpfen kann.
Auf dem Papier steigen die Österreicherinnen als klare Aussenseiterinnen in die Partie. In der Weltrangliste gleich hinter der Schweiz platziert (21.), käme ein Weiterkommen der ÖFB-Elf einer grossen Überraschung gleich.
«Es ist ein bisschen David gegen Goliath. Wir wollen selbstbewusst auftreten und versuchen, sie zu ärgern – und unseren Lauf bei diesem Turnier fortsetzen», dämpfte Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil vor dem Duell die Erwartungen. Weil der Druck beim grossen Nachbarn liegt, ist ein Coup dennoch nicht auszuschliessen.
So lief die Gruppenphase
Für Deutschland lief an der Endrunde bisher alles wie am Schnürchen. Mit drei Siegen aus drei Partien beendete der Rekord-Europameister die Gruppenphase standesgemäss als Erster. Neben den Pflichtsiegen gegen Dänemark und Finnland liess die Equipe von Voss-Tecklenburg vor allem im Spitzenkampf gegen Spanien ihre Klasse aufblitzen. Trotz deutlich weniger Spielanteilen resultierte am Ende ein 2:0-Sieg gegen die mittlerweile gescheiterten Ibererinnen.
Die Österreicherinnen lieferten ihr Meisterstück im abschliessenden Gruppenspiel gegen Norwegen ab. Dem ÖFB-Team hätte gegen die favorisierten Nordländerinnen schon ein Unentschieden für ein Weiterkommen gereicht. Dank einem Tor von Nicole Billa in der 1. Halbzeit blieb den Österreicherinnen das Zittern in der Schlussphase aber erspart. Mit sechs Punkten qualifizierte sich das Team hinter den makellosen Engländerinnen souverän für die Viertelfinals.
Was vom Spiel zu erwarten ist
Nimmt man die Gruppenspiele der Teams als Gradmesser, dürfen sich die Fans nicht auf viele Tore freuen. Während Österreich sich nur einmal von England bezwingen lassen musste, blieb Deutschlands Torhüterin Merle Frohms bisher unbezwungen. Es wird interessant zu sehen sein, ob auch die deutsche Offensive am österreichischen Bollwerk abprallt und ob es Österreich gelingt, einen Weg vorbei an Frohms zu finden.
Die Stars der Teams
Bei Deutschland läuft bisher fast alles über Alexandra Popp. Die 31-Jährige, die auf Klubebene mit Wolfsburg alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, netzte bisher in allen drei Vorrundenpartien ein. Für die restlichen sechs Tore waren indes sechs verschiedene Spielerinnen verantwortlich.
Die grossen Namen fehlen bei den Österreicherinnen. Vor allem in Deutschland dürfte aber das Gros des Kaders bekannt sein. Nicht weniger als 13 Spielerinnen verdienen ihr Geld in der deutschen Bundesliga.
Die letzten Direktbegegnungen
Trotz der geografischen Nähe trafen Deutschland und Österreich in ihrer gesamten Länderspiel-Geschichte erst zweimal aufeinander. In den Testspielen behielt die DFB-Elf sowohl 2016 (4:2) als auch vor vier Jahren (3:1) die Oberhand.