Ihr Handy vibrierte ununterbrochen, die Nachrichten nahmen kein Ende. «Kaum schaute ich mal ein paar Minuten nicht drauf, hatte ich wieder etliche neue Messages», lacht Martina Moser am Tag nach Bekanntgabe ihres Rücktritts.
Mit Moser tritt eine Pionierin des Schweizer Frauenfussballs ab. Die Bernerin absolvierte weit über 200 Bundesliga-Spiele und war über viele Jahre fester Bestandteil der Nati. Dass sie nun mit 36 Jahren dem Spitzensport den Rücken kehrt, erklärt sie wie folgt: «Fussball hat mein Leben bis jetzt bestimmt. Zuletzt hatte ich noch einen freien Abend pro Woche. Ich möchte jetzt einfach Zeit haben für mich. Dinge tun, die zu kurz kamen. Ob das ein feines Essen ist oder bis 20 Uhr am See zu liegen – diese Zeit möchte ich jetzt geniessen.»
Immer mehr Fans beim Frauenfussball
Der Frauenfussball, der sich mitgliedermässig seit Jahren regen Zuwachs' erfreut, rückte jüngst auch medial immer mehr in den Fokus. Die Barcelona-Frauen spielten vor einer Rekordkulisse von über 91'000 Fans, das französische Duell zwischen Olympique Lyon und Paris Saint-Germain lockte knapp 26'000 Zuschauerinnen und Zuschauer ins Stadion.
Ich bin stolz, dass ich Teil der Pionierarbeit sein durfte und die jungen Spielerinnen nun davon profitieren können.
Auch in der Schweiz wurde Ende April beim Cupfinal zwischen dem FC Zürich und Stadtrivale GC mit fast 8000 Fans im Letzigrund eine neue Bestmarke aufgestellt. Mittendrin: Martina Moser. Die Mittelfeldspielerin leistete mit ihrem Tor einen wesentlichen Beitrag zum 4:1-Erfolg für den FCZ. Dass die Südkurve das Frauenteam über 90 Minuten frenetisch unterstützte, löst bei Moser noch immer Gänsehaut aus.
Als Teammanagerin des Männerteams durfte sie nur 24 Stunden später über den nächsten Titel jubeln. «Emotionen pur» hätten dieses spezielle Wochenende gebracht, das mit der spontanen Feier auf dem Helvetiaplatz gipfelte.
Traurig, dass sie die rasante Entwicklung des Frauenfussballs als Spielerin nun nicht mehr miterleben wird, ist Moser nicht. Viel mehr freut sie sich für die kommenden Generationen. «Ich bin stolz, dass ich Teil der Pionierarbeit sein durfte und die jungen Spielerinnen nun davon profitieren können. Wenn ich da an die Strukturen zurückdenke, die damals bei uns noch herrschten …»
Ein weiterer Titel zum Karriereende?
Der Rücktritt ist beschlossene Sache, noch verfolgt Moser aber ein grosses Ziel: Am Pfingstmontag soll der 4. Meistertitel mit den FCZ-Frauen her. Im Playoff-Halbfinal geht es am Samstag gegen GC aber erst einmal um den Finaleinzug. «Derbys sind immer heiss, das wird eine hitzige Sache», blickt Moser auf die beiden Spiele voraus, um sogleich anzufügen: «Mit dem Double aufzuhören, wäre natürlich der krönende Abschluss.»