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Beachvolleyballerin im Fokus Zoé Vergé-Dépré: «Musste Gefühle gegenüber Anouk unterdrücken»

Zoé Vergé-Dépré.
Legende: Vertritt die Schweiz an der Seite von Esmée Böbner in Paris Zoé Vergé-Dépré. imago images/Eibner

Seit knapp einer Woche ist klar: Zoé Vergé-Dépré wird diesen Sommer mit ihrer Partnerin Esmée Böbner erstmals an den Olympischen Spielen teilnehmen können. Das Duo sicherte sich das zweite und letzte Schweizer Olympia-Ticket, bereits zuvor hatten die zweifachen Europameisterinnen Tanja Hüberli/Nina Brunner als Teilnehmerinnen für Paris festgestanden.

Freud und Leid liegen bekanntlich nah beieinander. Im Falle der Vergé-Déprés dieser Tage sogar sehr nahe. Denn dass Zoé Vergé-Dépré (26) an die Sommerspiele reist, bedeutet gleichzeitig, dass Schwester Anouk (32) mit ihrer Partnerin Joana Mäder in die Röhre schaut.

Im Interview mit SRF Sport spricht Zoé Vergé-Dépre über das Gefühlschaos der letzten Wochen.

SRF Sport: Das grosse Hoffen und Bangen ist zu Ende, die Olympia-Quali geschafft. Nehmen Sie uns mit auf den Weg in den letzten Wochen ...

Zoé Vergé-Dépré: Die letzten 3-4 Monate waren extrem intensiv. Da spürten wir auch den Druck, diese Olympia-Quali nach Hause zu bringen. Zu Beginn der Qualifikation waren wir viel gelöster. In den letzten Wochen war es sehr schwierig, abzuschalten.

In diesem Moment durfte ich nicht an erster Stelle an unsere Schwestern-Beziehung denken.

Nach einem starken Quali-Start lief es mit dem grossen Erfolg vor Augen zuletzt nicht mehr so gut. War alles eine Frage des Kopfes?

Unseren Höhepunkt erreichten wir Anfang Mai dieses Jahres mit Platz 3 beim Elite-16-Turnier in Brasilia. Mit Bronze um den Hals haben wir plötzlich realisiert, wie nahe die Olympia-Quali für uns ist. Damit kam auch der Druck. Es ging darum, uns selbst zu beweisen, dass wir es schaffen können. Es ist normal, dass man über eine so lange Qualifikation durch Hochs und Tiefs geht. Letztendlich zählen die ganzen eineinhalb Jahre und nicht nur die letzten paar Wochen. Deshalb sind wir enorm stolz, es geschafft zu haben.

Zum Ende mussten Sie nochmals zittern, vor allem nach der Niederlage im Direktduell gegen Vergé-Dépré/Mäder in Ostrava. Wie gingen Sie damit um?

Mein Trainer sagte mir nach dem Spiel, er habe mich noch nie zuvor so niedergeschlagen gesehen. Ich hatte grosse Mühe zu akzeptieren, dass wir die Zügel aus der Hand gaben und auf einen Ausrutscher der Konkurrenz hoffen mussten. In den ersten beiden Tagen nach der Niederlage habe ich versucht, mich möglichst gut abzulenken. Das gelang auch, bis ich beim Einkaufen darauf angesprochen wurde. Da musste ich natürlich die Resultate nachschauen. Ich erfuhr, dass Anouk und Joana noch eine letzte Chance hätten. Da wurde ich ultranervös.

Auf eine Niederlage der eigenen Schwester zu hoffen, klingt bizarr. Was für Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?

Ganz ehrlich: In diesem Moment durfte ich nicht an erster Stelle an unsere Schwestern-Beziehung denken. Ich musste meine Gefühle gegenüber Anouk unterdrücken. Ich habe versucht zu vertrauen, dass die Dinge so kommen, wie sie müssen, damit wir unser grosses Ziel erreichen können.

Zoé Vergé-Dépré und Esmée Böbner strahlen in die Kamera
Legende: Sind in der Weltspitze angekommen Zoé Vergé-Dépré (links) und Esmée Böbner. zvg

Was fühlten Sie, als die Olympia-Quali feststand?

Alle unterdrückten Gefühle kamen hoch. Einerseits war es für mich eine riesige Erleichterung, andererseits hatte ich aber auch viel Mitgefühl für Anouk und ihr Team. Ich wusste genau, wie sie sich fühlt. Das war extrem schwierig.

Die Konkurrenz-Situation im Schweizer Beachvolleyball ist bei den Frauen gross. Ist das eher Fluch oder Segen?

Ich würde behaupten, dass genau das ein Mitgrund für unseren Aufstieg in den letzten Jahren ist. Wir wussten genau: Wollen wir an die Olympischen Spiele, müssen wir entweder Vergé-Dépré/Mäder oder Hüberli/Brunner hinter uns lassen. Dieser Druck hat geholfen, um schneller besser zu werden.

Das Gespräch führte Dominik Steinmann.

SRF zwei, Sportflash, 07.06.2024, 23:05 Uhr ; 

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