Eine Olympia-Medaille im Biathlon durfte die Schweiz dank Silber von Selina Gasparin 2014 in Sotschi schon bejubeln. An einer WM hat es bisher allerdings noch keine Athletin und kein Athlet auf das Podest geschafft. Und dies, obwohl die Ausgangslage schon einige Male sehr vielversprechend war.
So zum Beispiel 2020, als das Frauen-Staffelteam zuvor in jenem Winter dreimal auf das Treppchen gestiegen war, an der WM in Antholz aber leer ausging. Vor allem aber letztes Jahr, als Lena Häcki-Gross und Co. an den Titelkämpfen in Nove Mesto ein Debakel erlebten.
Grosse Erwartungen vor der WM
Vor allem Häcki-Gross war in Tschechien viel zugetraut worden. Die Obwaldnerin reiste mit drei Podest-Klassierungen im Weltcup, darunter ihrem ersten Sieg im Sprint von Antholz, an die WM. Bei den Männern meldete vor allem Sebastian Stalder mit vier Top-10-Klassierungen seine Ambitionen an.
Zudem präsentierte sich die Situation auch in der Single-Mixed-Staffel vielversprechend. Bei der WM-Hauptprobe in Nove Mesto in der Saison 2022/23 waren Amy Baserga und Niklas Hartweg auf Rang 2 gelaufen.
Auf verheissungsvollen Auftakt folgt Debakel
Der Auftakt der WM 2024 lief aus Schweizer Sicht zwar unglücklich ab, liess aber auf einen erfolgreichen weiteren Verlauf hoffen. In der Mixed-Staffel verpassten Häcki-Gross, Baserga, Stalder und Hartweg eine Medaille als 4. um nur 1,2 Sekunden.
In der Folge passte aber im Lager von Swiss-Ski nicht mehr viel zusammen. Stalder sorgte zum Abschluss mit Rang 7 im Massenstartrennen für das beste und einzige Schweizer Top-10-Resultat. Hartweg wurde im Einzelrennen 11. und belegte zusammen mit Häcki-Gross in der Single-Mixed-Staffel den 5. Platz.
Frust über das Material
Für die Teamleaderin bei den Frauen war dieses Ergebnis wohl nur ein schwacher Trost. Die Ränge 66 im Sprint, 17 im Einzel- und 24 im Massenstartrennen entsprachen in keiner Weise dem Potenzial der damals 28-Jährigen.
Ein Grund für die enttäuschenden Ergebnisse war schnell gefunden: das Material. Im ersten Jahr mit fluorfreien Skibelägen fand die Service-Crew bei den zudem besonderen Schneeverhältnissen in Nove Mesto das richtige Rezept nie. Der Frust darüber, dass die Medaillen mit diesen Voraussetzungen ausser Reichweite lagen, war deutlich zu spüren.
«Wir waren in Nove Mesto nicht zu 100 Prozent konkurrenzfähig», erklärte Lukas Keel, Chef Biathlon bei Swiss-Ski, nach der WM gegenüber Keystone-SDA. «In der Regel verlieren wir als Team 4 bis 6 Prozent auf die Laufleistung der Besten. Hier waren es 11 bis 14 Prozent.» Bleibt zu hoffen, dass an der Heim-WM mit gutem Material der grosse Wurf gelingt.