Das Ziel schien sehr ambitioniert, vielleicht sogar zu hoch gegriffen. Nach der Geburt von Kiana Mitte Oktober wollte Selina Gasparin noch im Januar ihr Comeback auf höchster Biathlon-Stufe geben.
Tatsächlich startete die Silbermedaillen-Gewinnerin von Sotschi 2014 Ende Januar noch nicht wie geplant im Weltcup in Antholz, sondern auf zweithöchster Stufe im IBU Cup in Lenzerheide.
Trotzdem darf sie nun an der WM als vierte Schweizerin neben Lena Häcki sowie ihren Schwestern Elisa und Aita mit dabei sein. Leidtragende ist Susanna Meinen, die zwar ebenfalls die offiziellen Selektionskriterien verpasste, sich aber Start-Chancen ausrechnete.
Für mich ist es keine Belastung.
Für Gasparin spricht die immense Erfahrung und ihr nach wie vor grosses läuferisches Potenzial. «Die grösste Herausforderung zu Beginn war der Schlafmangel», blickt die 34-Jährige auf den Herbst zurück.
Nachdem sie zwischenzeitlich auch noch von einer Grippe zurückgeworfen wurde, spürt sie seit den Europameisterschaften in Weissrussland Ende Februar aufsteigende Form.
Klar wird im Gespräch, dass ihr der neuerliche Aufbau nicht schwer fiel: «Für mich ist es keine Belastung rauszugehen und zu trainieren. Ich geniesse es jedes Mal.» Nur kurz schwingt ein wenig Frustration in einer Antwort mit. Die steten Fragen nach der Vereinbarkeit der beiden Rollen als Spitzensportlerin und Mutter sind tatsächlich nicht immer fair.
«Auch Mütter dürfen sich einmal eine Auszeit nehmen», stellt Gasparin zurecht fest. Zuhause kümmert sich Ehemann Ilja Tschernoussow während der WM-Zeit um Leila (4) und Kiana.
Sprint als Test für das Staffel-Rennen
Ihr erstes Rennen auf höchstem Level als zweifache Mutter ist am Freitag der Sprint, den sie mit Startnummer 9 in Angriff nehmen wird. Es ist für sie auch ein Test. «Ich hoffe, dass ich dort Selbstvertrauen tanken kann.»
Wichtig ist für sie, dass sie in der Frauen-Staffel bereit ist, um mit den beiden Schwestern und Lena Häcki einen guten Wettkampf abzuliefern. Dann hätte sie auch ihre sportlichen Ziele erreicht in diesem Winter.
Dass sie auch die nächste Biathlon-Saison bestreiten wird, steht für sie aber so oder so fest. «Antholz ist mein Lieblingsort», so Gasparin. Im Südtirol werden 2020 die nächsten Weltmeisterschaften ausgetragen.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 7.3.2019, 16:10 Uhr