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Vor Biathlon-Saison «Nicht fair» und «skandalös»: Neue Startregel erhitzt die Gemüter

Vor dem Start in den WM-Winter im Biathlon ist der Frust gross. Der Grund ist eine umstrittene Regel.

Biathletin im Rennanzug mit Startnummer 1.
Legende: Ist mit der Regeländerung nicht zufrieden Lisa Vittozzi. IMAGO Images/ZUMA Press

Noch nie waren der Ärger über eine Regeländerung und die Angst vor ungleichem Wettbewerb bei den Biathletinnen und Biathleten so gross wie vor dem Start der neuen Saison. «Am Ende spielt es wieder keine Rolle, was wir Athleten denken», sagte etwa Gesamtweltcupsiegerin Lisa Vittozzi. Der zweifache Olympiasieger Quentin Fillon Maillet urteilte bei Eurosport: «Wir werden Bedingungen haben, die nicht fair sein werden, ausser in Ausnahmefällen.»

Ich weiss, dass ein Grossteil der Biathleten dagegen ist.
Autor: Sebastian Samuelsson Athletensprecher

Die Stars der Szene fürchten vor dem Auftakt des Winters am Wochenende in Kontiolahti (FIN) durch eine Reform der Startgruppen-Regelung sportliche Nachteile, der Weltverband IBU erhofft sich durch die Massnahme hingegen mehr Spannung, vor allem für Millionen Fernsehzuschauer. Die Idee: Wenn die Top-Athleten später starten, bleiben die TV-Fans länger beim Rennen dabei, um ihre Lieblinge zu sehen. Mehr TV-Zeit bringt wohl bessere Vermarktungsmöglichkeiten – und vielleicht mehr Geld.

3. statt 1. Gruppe

Bislang wählten die Top 15 im Gesamtweltcup meist die erste Startgruppe aus, um dort die besten Bedingungen auf der frisch präparierten Strecke zu haben. Das dürfen sie nun nicht mehr, sondern starten erst auf den Positionen 45 bis 75, in der dritten Gruppe. Damit wird quasi künstlich Spannung erzeugt, gerade bei schlechter werdenden Streckenverhältnissen könnten die Besten der Gesamtwertung einen Nachteil haben. Bislang waren die Rennen schon oft früh entschieden, weil gegen Ende mehrheitlich nur noch die Schwächsten antraten.

Als ob sie entschieden hätten, die Besten mit einem Ballast zu belegen. Ich finde das komplett skandalös.
Autor: Stéphane Bouthiaux Teamchef Frankreich

Durchgesetzt wurde die Reform von der IBU – gegen viele Bedenken der Sportlerinnen und Sportler. Entsprechend drastisch waren die Wortmeldungen in den vergangenen Monaten. «Ich weiss, dass ein Grossteil der Biathleten dagegen ist», sagte Athletensprecher Sebastian Samuelsson. Frankreichs Teamchef Stéphane Bouthiaux wurde im Nordic Magazine noch deutlicher: «Wir sind komplett gegen dieses neue Startgruppen-System, das total unlogisch ist.» Es wirke so, «als ob sie entschieden hätten, die Besten mit einem Ballast zu belegen, um das Level aller Athleten auszugleichen. Ich finde das komplett skandalös.»

IBU wiegelt ab

Doch was sagt die IBU zu den Vorwürfen? Zunächst sei das neue System im November und Dezember vier Wettkampfwochen lang als Test deklariert, sagte Mediendirektor Christian Winkler der Deutschen Presse-Agentur. Die Angst vor unfairem Wettbewerb sei unbegründet, denn es wurden auch Ausnahmen beschlossen. Bei aussergewöhnlichen Wettersituationen, die zu extremen Streckenbedingungen führen, wird durch die Entscheidung der Wettkampfjury ein alternatives System angewendet, sagte Winkler. Dann könnten die Top 15 der aktuellen Gesamtwertung wie bislang zu Beginn des Rennens starten.

«Die IBU hat volles Verständnis dafür, dass sich die Ansichten der Athleten und die eines Weltverbandes, der für die längerfristige Zukunftsfähigkeit des Sports Sorge trägt, bei Regeländerungen unterscheiden können», sagte Winkler. Die IBU sei zuversichtlich, «ein Startgruppen-System einzuführen, das noch bessere Biathlon-Wettkämpfe garantiert – mit fesselnden Wettkämpfen bis zum Schluss und somit noch grösserer Spannung für die Fans zuhause und in den Stadien.»

Ende Dezember soll bewertet werden, ob sich das neue System bewährt hat. Wenn das nicht klappt, «dann wird man miteinander sprechen und eine andere Lösung finden», sagte Winkler im Podcast «Extrarunde» über einen möglichen Ausweg.

Video
Top-Biathlet Niklas Hartweg im «Sportpanorama»
Aus Sportpanorama vom 24.11.2024.
abspielen. Laufzeit 24 Minuten 22 Sekunden.

SRF zwei, «Sportpanorama» vom 24.11.2024, 18:00 Uhr ; 

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