Surfen auf Bali im Sommer, Spazieren auf der Chinesischen Mauer vor dem ersten Weltcup-Rennen – Bob-Pilot Michael Vogt konnte sich dieses Jahr stärker touristisch betätigen als auch schon.
Nicht, ohne den Fokus gleich wieder auf seinen Beruf als Spitzensportler zu legen. Auf Bali hielten sich Vogt und seine Partnerin, die Bobpilotin Melanie Hasler, in Fitnesscentern in Form. Die Chinesische Mauer war ein kurzer nachgeholter Abstecher, der ihm während des Corona-geplagten Olympia-Jahres 2022 verwehrt worden war.
Saisonstart auf der Olympia-Bahn
Auf der Olympia-Bahn von Yanqing im Nordwesten Pekings starten die Bobfahrer am Wochenende in die Weltcup-Saison. Nur die Männer – das Frauenrennen war wegen der zu geringen Zahl Anmeldungen abgesagt worden.
Die Bahn bringt nach Vogts Aussagen durch ihre «offene» Kurvenführung etliche Herausforderungen mit sich: «Wenn du irgendwo zu hoch bist oder zu stark lenkst, verlierst du sofort den Speed», so der 25-jährige Olympia-4. im Zweierbob. Ausserdem dürfe man keinesfalls schräge in die langen Geraden einbiegen.
Neues Anschieber-Team
Für Vogt und sein Team ist der anstehende Winter, in dem noch nicht um die Qualifikation für Olympia 2026 gefahren wird, ein «Aufbaujahr». Insbesondere im grossen Schlitten, wo der Schwyzer ein neues Anschieber-Team koordinieren muss.
«Silvio Weber ist zurückgetreten, Cyril Bieri derzeit verletzt. Dafür kommt Oliver Gyger nach zwei verpassten Saisons (Oberschenkel, Pfeiffersches Drüsenfieber) zurück», beschreibt Vogt die Ausgangslage. «Andrea Orsinger, der letztes Jahr einige Wochen als Ersatz- und Trainingsfahrer agierte, kann nun zeigen, was er im Rennen kann. Und mit Alain Knuser und Sandro Michel haben wir zwei erfahrene Leute.»
Wie stark das Team in der neuen Konstellation ist, werde man erst am Wochenende sehen. Eine klarere Ansage macht Vogt für den Zweier, wo er wie gewohnt mit Michel unterwegs ist: «Hier können wir sicher vorne mithalten.»
Weltcup-Kugeln im Visier
Weil es in dieser Saison noch nicht um die Olympia-Qualifikation geht, legt Vogt den Fokus auf den Gesamtweltcup, wo er aufs Podest will. «In den letzten Jahren hatten wir mehrere 4. und 5. Plätze, auch weil wir für die WM-Vorbereitung jeweils ein Rennen ausgelassen haben. Jetzt wollen wir mit einer konstanten Saisonleistung mal eine Kugel holen – am besten im Zweier und Vierer.»
Als besonders positiv wertet der Schwyzer, dessen langfristiges Ziel eine Olympia-Medaille ist, die interne Konkurrenzsituation mit den Weltcup-Teams um Simon Friedli und Cédric Follador: «Wir können uns gegenseitig pushen. Und mit Timo Rohner im Europacup haben wir auch Druck von hinten.»