Im Zeitfahren wurden die European Championships aus Sicht von Swiss Cycling so richtig lanciert. Mit den Siegen von Marlen Reusser und Stefan Bissegger gingen gleich beide EM-Titel in die Schweiz. Abseits von geteerten Strassen wollen die Schweizer Mountainbiker am Freitag nachdoppeln.
Eine Schweizer Medaille scheint schon fast reserviert – trotz der Absenzen von Nino Schurter und Mathias Flückiger. Zuletzt ging das Alpenland vor 15 Jahren an einer Europameisterschaft, die notabene jedes Jahr ausgetragen wird, leer aus. Seit 2017 gingen zudem vier der fünf EM-Titel an Schweizer Mountainbiker.
Forster profitiert von Absage
Der amtierende Europameister war aber auf die Absage von Schurter angewiesen, um es ins Aufgebot für die European Championships zu schaffen. Das spricht zum einen für die Leistungsdichte im Schweizer Team, zum andern für die schwierige Saison, die Lars Forster hinter sich hat.
Ein Rippenbruch zu Beginn des Jahres und eine Verletzung am Knie im Frühling haben den 29-Jährigen in diesem Jahr wiederholt zurückgeworfen. Für Forster ist das EM-Rennen darum auch eine Chance, ein schwieriges Jahr zu retten: «Ich bin überraschend schnell wieder in Form gekommen», zeigt er sich vor dem Wettkampf zuversichtlich. Der Titel aus dem Vorjahr sei ihm noch präsent. Auch 2021 reiste er aus einer schwierigen Phase an die kontinentalen Titelkämpfe.
Gold-Favorit Pidcock
Der 4,3 km lange Rundkurs mit kurzen, aber steilen Aufstiegen, der im Herzen des Münchner Olympiaparks liegt, weist viele künstliche Elemente auf. «Es ist eine sehr schnelle Strecke, das kommt mir gelegen.» Technische Schwierigkeiten sucht man vergebens, jedoch könnte der prognostizierte Regen für zusätzliche Spannung sorgen.
Der wohl grösste Gold-Favorit ist – «wenn er so fährt wie sonst» – Tom Pidcock. Der britische Olympiasieger von Tokio hat im Mai das Weltcuprennen in Nove Mesto gewonnen, konzentrierte sich danach aber auf sein zweites Steckenpferd und absolvierte unter anderem die Tour de France.
Starkes Schweizer Team
Abgesehen von Pidcock dürfte die grösste Konkurrenz im 61-köpfigen Teilnehmerfeld derweil im eigenen Lager zu finden sein. Unter anderem dürfte sich Filippo Colombo Chancen auf eine Medaille ausrechnen. Der Tessiner, im Vorjahr EM-Dritter, fuhr bei der Hauptprobe in Mont-Sainte-Anne (CAN) erstmals auch im Weltcup auf das Cross-Country-Podest.