Vor einem Jahr begann die EM in Deutschland für die Schweizer Handballer mit einem Highlight. Im Eröffnungsspiel forderten die Spieler des damaligen Trainers Michael Suter im Düsseldorfer Fussball-Stadion vor der Weltrekord-Kulisse von über 53'000 Fans den Gastgeber.
Die Ambitionen von Andy Schmid und Co. waren gross, noch grösser war dann aber die Enttäuschung. Die Schweiz ging gegen die Deutschen regelrecht unter, musste sich mit 14:27 geschlagen geben.
Hinten stark, vorne mit Mühe
Ein Jahr später kommt es nun an der nächsten Endrunde zu einem weiteren Kräftemessen mit dem grossen Nachbarn (im November traf man sich zudem in der EM-Quali, die Deutschen siegten 35:26). Und eine neuerliche deutliche Niederlage erscheint – so ehrlich muss man sein – realistischer als ein Coup.
Die Schweizer ergatterten sich am Mittwoch in ihrem WM-Eröffnungsspiel in Herning gegen Tschechien beim 17:17 einen Punkt. Das Resultat sagt zweierlei aus: Die Nati – allen voran Goalie Nikola Portner mit 14 (!) Paraden – überzeugten in der Defensive. Sie tat sich allerdings in der Offensive auch sehr schwer.
17 Treffer oder weniger sind selten
17 Tore sind ein tiefer Wert. Ein sehr tiefer, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt. Denn in den vergangenen 300 Partien der Schweizer Handballer (seit 2003) schossen sie bloss 3 Mal – also durchschnittlich in jedem 100. Spiel – 17 Treffer oder weniger:
- 16. Juni 2013: 16:29 gegen Spanien
- 10. Juni 2015: 17:26 gegen Nordmazedonien
- 10. Januar 2024: 14:27 gegen Deutschland
Nun waren es gegen die Tschechen also erneut nur 17 Tore. Das Fehlen ihres Spielmachers Samuel Zehnder war bei den Schweizern offensichtlich. Mit Ausnahme von Lenny Rubin (8 Tore aus 12 Würfen) fehlte es im Rückraum an Durchschlagskraft.
Am Kreis gelang einzig Lukas Laube ein Tor (21. Minute) und von den Flügeln ging gar nichts. Stellvertretend ist eine Aktion von Gino Steenaerts nach der Pause, als er aus einem für einen Flügelspieler sehr guten Winkel nicht wirft, sondern nochmal zurück auf Rubin passt.
Kein Druck, aber das Resultat darf nicht egal sein
Man habe im Angriff zu wenig Lösungen gefunden, befand Trainer Schmid nach dem Tschechien-Spiel. Er lobte seine Schützlinge für die wenigen technischen Fehler, welche ihnen unterlaufen waren. Zudem sei man nun «im Turnier angekommen». Ein Punkt an einer WM-Endrunde ist für die Schweiz keine Selbstverständlichkeit.
Gegen Deutschland, das zum Auftakt Polen 35:28 besiegte, kann die Nati in Herning befreit aufspielen. Niemand erwartet von ihr einen Sieg. Trotzdem darf das Resultat nicht egal sein. Schliesslich kann es im Fernduell mit Tschechien am Schluss der Vorrunde auf das Torverhältnis ankommen. Die ersten Drei ziehen in die Hauptrunde ein. Der Viertplatzierte spielt im sogenannten President's Cup nur um die Plätze 25 bis 32.