Zumindest die überschaubare Schnittmenge an Fussball- und Semantik-Fans hatte im März 1998 ihren Spass, als der VfL Wolfsburg seinen neuen Trainer vorstellte: Wolfgang Wolf. Ähnlich ging es bislang dem RTV 1879 Basel mit Maurus Basler. Nun, kurz vor dem Ende seiner Karriere, steht dem linken Flügel das grösste Spiel seines Lebens bevor.
Denn Basler und seine Basler stehen zugleich in den Aufstiegs-Playoffs und völlig überraschend im Cupfinal, der Gegner und haushohe Favorit heisst Kadetten Schaffhausen. Sein Meisterstück legte der zweitklassige RTV im Achtelfinal ab, als man Erstligist St. Otmar St. Gallen zuhause 32:21 niederrang. Nun sollen Pflicht und Kür folgen: der Wiederaufstieg und die Pokal-Sensation. Baslers Rezept für letzteres: «Mitnehmen und geniessen, nicht nur auf den Sieg versteifen.»
Dass Basler bereits mit 29 Jahren seine Spitzensport-Karriere beendet, hat mehrere Gründe: «Ich will die andere Seite des Lebens kennenlernen, die nicht vom Profi-Sport diktiert wird», erklärt er gegenüber SRF. Zuletzt sei mit steigendem Alter auch die Regeneration schwieriger geworden, zumal Basler neben dem Handball berufstätig ist. Er hat seine ganze Karriere in seiner Heimat verbracht, ist in Basel verwurzelt. Entsprechend kam ein Wechsel gar nie in Frage: «Ich habe nie eine grosse Karriere angestrebt.»
«Dem Spende sei ein Trullala!»
Sollte sich dereinst ein Schnitzelbank mit den Basler Handballern befassen, könnte er resümieren: «Dem Spende sei ein Trullala!» Denn die Ambitionen am Rheinknie gründen auf einem slowenischen Fundament namens Aleksander Spende. Der 30-Jährige ist seit Jahren Topskorer des Klubs, hat in dieser Saison mit 202 Toren ein Viertel aller Basler Treffer geworfen. Eigentlich ist der Rückraum-Spieler zu höherem berufen, doch zum Glück für die Stadt am Rhein fühlt sich der zweifache Familienvater in seiner Wahlheimat derart wohl, dass sportliche Ambitionen sekundär sind.
Er habe sich den Wechsel nach Basel 2020 lange überlegt, erzählt Spende, der bei Porto, Metalurg und Zagreb spielte, Champions-League-Erfahrung sammelte. «Hier habe ich Zufriedenheit gefunden. Ich mag die Schweizer Mentalität und die Luft, brauche diese Reiserei nicht mehr.» Auch die Ziele gehen ihm nicht aus. Was ist wichtiger, Aufstieg oder Cup-Titel? «Ich würde beide nehmen», schmunzelt der wurfgewaltige Slowene, 2022 und 2023 jeweils Toptorschütze der NLA.
50:50 oder 5 Prozent?
Vorerst ist der Fokus auf den Cupfinal Marke «David gegen Goliath» gerichtet. Zu verlieren hat man nichts, lautet der einhellige Basler Tenor. Von «3, 4, vielleicht 5 Prozent» redet Trainer Thomas Haegeli. Ob es zum grossen Coup reicht, wird sich am Samstag in Gümligen zeigen. Der 4. Cupsieg wäre der vorläufige Höhepunkt für den RTV.