Wie schon vor vier Jahren in Ägypten geht das WM-Abenteuer der Schweizer Nati in der Hauptrunde weiter. Statt nach Porec (CRO) zu reisen und dort den ungeliebten «President's Cup» der 8 Gruppenletzten zu bestreiten, kann man noch dazu in Herning (DEN) bleiben. Der Stein, der Spielern und Trainer nach dem 30:28 im abschliessenden Gruppenspiel gegen Polen vom Herzen fiel, war entsprechend gross.
«Ich bin gerade ziemlich leer, aber natürlich brutal glücklich. Wir müssen zuerst mal ein bisschen runterkommen», sagte Lenny Rubin, der mit 5 Treffern zusammen mit Dimitrij Küttel und Noam Leopold treffsicherster Schweizer war. «Wir konnten heute als Mannschaft explodieren und noch einmal alles auf die Platte legen. Wir werden die Stimmung richtig aufsaugen», ergänzte Teamkollege Felix Aellen. Dann gelte es, die nächsten Ziele anzuvisieren: «Wir wollen uns weiter verbessern.»
Stolzer Nati-Trainer
Während sich die Spieler von den zahlreich nach Herning angereisten Schweizer Fans ausgiebig feiern liessen, versuchte Andy Schmid das Erlebte in Worte zu fassen. «Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht», schaute der Coach auf die kritische Phase zurück, in der Polen aus einem 15:21-Rückstand ein 22:22 machte. «Aber wie wir zurückgekommen sind ... ich habe das Wort Stolz schon einige Male in den Mund genommen.»
Es war eine Reifeprüfung auch für die Spieler, die schon länger dabei sind.
Die Anspannung sei vor dem entscheidenden Spiel natürlich gross gewesen. «Ich habe versucht, den Druck rauszunehmen und von einem normalen Handballspiel gesprochen. Aber ich habe mich damit ja auch selbst angelogen. Es war eine Reifeprüfung auch für die Spieler, die schon länger dabei sind. Jeder hat seinen Teil zum Erfolg beigetragen.»
Was liegt in der Hauptrunde drin?
Überglücklich zeigte sich auch Verbandspräsident Pascal Jenny. «Ich schätze das deutlich höher ein als 2021. Es ist eine richtige WM», so Jenny. Das Turnier vor vier Jahren in Ägypten fand mitten in der Corona-Pandemie statt, mehrere qualifizierte Teams konnten wegen positiv getesteten Spielern nicht antreten.
Die Schweiz rückte zwar auch heuer nur dank einer Wildcard nach, sei nun aber in der Entwicklung weiter. «Wir haben ein neues Projekt gestartet mit Andy Schmid als Trainer. Unser grosses Ziel ist die EM 2028 (die die Schweiz zusammen mit Spanien und Portugal ausrichtet, Anm. d. Red.) . Die Hauptrunden-Qualifikation gibt uns Matches auf allerhöchstem Niveau, von denen wir profitieren können», ist der Funktionär überzeugt.
In der Hauptrunde bleibt die Schweiz freilich Aussenseiter. Wie Tschechien nimmt man lediglich 1 Punkt mit. Nur Tunesien, dessen einzige 2 Zähler aus der Wertung fallen, steht weniger gut da. Gegen die Nordafrikaner, die in der Gruppe B Platz 3 belegten, geht's am Dienstag (ab 15:30 Uhr, live bei SRF) auch gleich weiter. Co-Gastgeber Dänemark und Deutschland sind mit je vier Punkten klare Favoriten auf die beiden zu vergebenden Viertelfinaltickets.