Zum Inhalt springen
Video
Seppelt: «Es scheint im Interesse von Sportverbänden zu liegen, Athleten nicht zu verurteilen»
Aus Sport-Clip vom 27.06.2024.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten.

Nach Portners Freispruch Seppelt: «Es ist ein viel zu komplexer Fall»

Nach der Entlastung von Nikola Portner hat sich SRF Sport mit Dopingexperte Hajo Seppelt über den Fall unterhalten.

Nikola Portner kann aufatmen: Der Goalie der Schweizer Handball-Nationalmannschaft wurde am Mittwoch von der Handball-Bundesliga (HBL) von den Vorwürfen des Methamphetamin-Missbrauchs entlastet. Die Suspendierung des 30-Jährigen, der in der Bundesliga beim SC Magdeburg engagiert ist, wurde aufgehoben.

Es sei eine zu geringe Menge der gemeinhin als Crystal Meth bekannten Substanz im Körper des Sportlers gefunden worden, führte die HBL an. Ausserdem hätte eine Hausdurchsuchung bei Portner keine Rückschlüsse auf den Konsum der Droge zugelassen. Ist diese Begründung stichhaltig?

Kein einfacher Fall

Hajo Seppelt stellt klar, dass er zu wenig nahe dran sei, um über den Entscheid urteilen zu können. «Es ist ein viel zu komplexer Fall. Wir als Aussenstehende kennen natürlich auch nicht alle Details», sagt der deutsche Dopingexperte gegenüber SRF.

Ganz grundsätzlich sei eine niedrige Konzentration einer verbotenen Substanz im Körper aber noch nicht zwingend ein Unschuldsbeweis. «Es kann auch sein – darüber gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse – dass die Dopingkonzentration nach der Wettkampf-Kontrolle noch ansteigt», so Seppelt. Beispielsweise dann, wenn der Konsum erst während eines Spiels erfolgt sei.

Zur Person

Box aufklappen Box zuklappen

Hans-Joachim «Hajo» Seppelt (61) ist Journalist und Autor. Er hat sich unter anderem in zahlreichen ARD-Dokumentationen mit Dopingfällen im Leistungssport beschäftigt und gilt als Experte auf dem Gebiet.

Beweislast beim Sportler

Offenbar konnte Portner der HBL glaubhaft versichern, dass er nicht oder nicht absichtlich zu unerlaubten Mitteln gegriffen hat. Die Beweislast in einem solchen Verfahren liegt nämlich beim Sportler.

Welche Kriterien bei der HBL bei der Beurteilung des Falls entscheidend gewesen seien, liesse sich von aussen nicht nachvollziehen, meint Seppelt. Er sagt jedoch: «Es ist eine Erfahrung, dass es ganz häufig im Interesse von Sportverbänden zu liegen scheint, Athleten nicht zu verurteilen. Sondern darauf zu hoffen, dass eben kein Doping vorgelegen hat.»

Einspruch der NADA?

Die deutsche nationale Doping Agentur (NADA) hat angekündigt, den Freispruch noch einmal zu überprüfen. Sollte sie oder die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Einsprache erheben, würde der Fall vor dem internationalen Sportgerichtshof TAS landen. «Wenn Portner dann verurteilt würde, könnte es noch zu einer Sperre kommen», sagt Seppelt.

Ob dieses Szenario tatsächlich eintrifft, steht noch in den Sternen. Für die Verurteilung und Sperre eines Sportlers aufgrund eines Dopingvergehens müsse man sich seiner Sache aber sicher sein. «Wenn die Zweifel zu gross sind, muss man einen Athleten freisprechen.»

Video
Seppelt: « … dann würde es vor den internationalen Sportgerichtshof gehen»
Aus Sport-Clip vom 27.06.2024.
abspielen. Laufzeit 24 Sekunden.

Radio SRF 3, 26.06.2024, 16:31 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel