Es gibt viel Anlass, den 2. Schweizer Auftritt an der Handball-WM mit dem Attribut «stolz» zu versehen. Doch unmittelbar nach dem Schlusspfiff, nach der bitteren 29:31-Niederlage nach heldenhaftem Kampf überwiegt die Enttäuschung bei der Nati. «Es ist hart! Was wir über 60 Minuten gezeigt haben, war hinten wie vorne sensationell», beklagt Trainer Andy Schmid den bescheidenen Lohn.
Im Vergleich zum Auftaktspiel gegen Tschechien zeigte sich die Offensive stark verbessert. Schmid lobt: «Wir waren variantenreich, wie die Jungs das Herz in beide Hände genommen haben, mutig aufs Tor gegangen sind», habe ihm imponiert. «Am Ende verschiessen wir zu viel gegen den vielleicht besten Torhüter der Welt», muss er auch die starke Leistung von Andreas Wolff anerkennen.
Wille, Kampfgeist, Leidenschaft
War man bei den letzten beiden Direktduellen noch chancenlos geblieben, verlangte man den Deutschen diesmal alles ab. Woran lag's? Schmid analysiert: «Was wir uns gesagt haben: Wir laufen sicher nicht zum dritten Mal ins gleiche Messer. Wir haben gesehen, wozu wir fähig sind. Was es bedeutet, Wille, Kampfgeist, Leidenschaft zu zeigen. Wir werden auch in Zukunft nicht alle Gegner an die Wand spielen, doch diese Attribute, die ich aufgezählt habe, sind Basis für unseren Sport.»
Noam Leopold sieht das ganz ähnlich. Es sei eine «grosse Enttäuschung. Wir hatten die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben, so ein Team zu schlagen. Am Ende waren es Kleinigkeiten.» Spezifisch seien dies etwa der jugendliche Übermut, die mangelnde Routine, das Abweichen vom Matchplan.
Keine Kleinigkeit war einmal mehr Goalie Wolff. Wobei der 22-Jährige im Duell mit dem Kiel-Keeper durchaus gut abschnitt. Fünf von sieben Versuchen brachte er im Tor unter, darunter beide Siebenmeter. «Ich habe mir gesagt, ich habe nichts zu verlieren», lautet der so freche wie erfolgreiche Ansatz Leopolds.
Doch der Blick geht ohnehin nur in eine Richtung: nach vorne, zum «Endspiel» um den Hauptrunden-Einzug gegen Polen. Oder wie Leopold sagt: «Wir haben es selbst in der Hand. Alles andere ist egal.»