Von der Couch nach Ägypten: Die Schweizer Handball-Nationalspieler haben turbulente Tage hinter sich. Nur dank corona-bedingten Absagen durften sie überhaupt an der WM teilnehmen, reisten Hals über Kopf an – und wussten zu begeistern.
«Es ist eigentlich nicht möglich, unter diesen Umständen noch gut Handball zu spielen», blickt Nati-Coach Michael Suter nach der Rückkehr am Flughafen Zürich zurück. Der Schlüssel sei natürlich die gewonnene Auftakt-Partie (nur wenige Stunden nach der Ankunft in Ägypten) gegen Österreich gewesen. «Das hat uns die nötige Gelassenheit gegeben.»
«Eine grosse Geschichte für das Schweizer Handball»
Es folgte ein Mammutprogramm mit 6 Spielen in 11 Tagen für die Schweiz. «Geordnetes Training war so nicht möglich, als Mannschaft haben wir eigentlich nie trainiert», verrät Suter.
Dass sein Team trotz der Umstände insgesamt 3 Siege einfahren und die Zwischenrunde und damit die Top 16 erreichen konnte, kann der 46-Jährige nicht hoch genug einordnen: «Das ist schon eine grosse Geschichte für das Schweizer Handball. Wir werden wohl erst in den nächsten Tagen richtig realisieren, dass das tatsächlich Realität und kein Traum war.»
Immer noch Luft nach oben
Auch Teamleader Andy Schmid zieht eine «durchwegs positive» Bilanz. «Wir sind aber auch demütig und wissen, dass wir uns auf dem sportlichen Weg nicht qualifiziert hätten», so der Routinier.
Als Sportler kann man so nicht zufrieden sein.
Allgemein ist bei den Spielern nicht nur Zufriedenheit zu spüren. Goalie Nikola Portner, einer der WM-Helden im Suter-Team, sei zwar glücklich, aber: «Als Sportler kann man so nicht zufrieden sein.» Es gäbe immer noch Luft nach oben.
Nächste Hürde Finnland
Der Hunger nach mehr ist da bei den Schweizern: «Wir dürfen auf keinen Fall zufrieden sein, sondern müssen weiter an uns arbeiten», meint Kreisläufer Alen Milosevic. Nur so könne man in Zukunft «Spiele wie gegen Frankreich oder Portugal» auch gewinnen.
Bereits im März stehen für die Schweiz die nächsten Ernstkämpfe an: Im Rahmen der EM-Qualifikation geht es zweimal gegen Finnland. «Unsere Planung war eigentlich darauf ausgerichtet gewesen. Aber jetzt ist alles anders gekommen mit den zusätzlichen WM-Spielen», so Suter. Er ist sich aber sicher: «Die gewonnene Erfahrung macht uns sicher stärker auch im Hinblick auf den März.»