Den Rücktritt von Giulia Steingruber am Freitagmorgen in Gossau hat Roman Schweizer mit Fassung aufgenommen. Doch der SRF-Kunstturnexperte macht im Interview keinen Hehl daraus, dass er es «mega schade» findet. Selbstredend hat er aber Verständnis für den Entscheid der besten Schweizer Kunstturnerin der Geschichte.
Auch Schweizer weiss, dass Steingruber eine schwierige Zeit hinter sich hatte. Umso höher rechnet er es ihr an, dass sie nach dem Kreuzbandriss 2018 nochmals den langen Weg zurück auf sich nahm. Mit Erfolg: «Sie ist extrem stark zurückgekommen, hat sich an die Weltspitze zurückgekämpft.»
Dass der Rücktritt nach Steingrubers dritten Olympischen Spielen in Tokio erfolgte, ist für Schweizer ein «logischer Entscheid». Zwar sei die Ostschweizerin mit ihren 27 Jahren keineswegs alt, aber für Kunstturn-Verhältnisse eben doch.
«Das Gesicht innerhalb Europas»
«Sie hat eine super Karriere hingelegt», so Schweizer. Mit je einer Olympia- und einer WM-Medaille sowie 10 EM-Titeln habe sie praktisch alles erreicht. Schweizer streicht heraus, dass die Ostschweizerin während fast 11 Jahren an der Weltspitze geturnt sei. Das machte Steingruber für ihn zum «Gesicht innerhalb Europas. Es gibt wenige Kunstturnerinnen, die so lange an der Weltspitze sein konnten.»
Wir müssen ein paar Jahre auf eine solche Athletin warten.
Schweizer lobt Steingruber neben ihrem grossen Talent auch für ihre Vorbild-Funktion und ihre Persönlichkeit. «Sie ist eine unglaublich sympathische Athletin.» Besonders fasziniert habe ihn, dass sie am Tag X praktisch immer geliefert habe – auch wenn sie teilweise angeschlagen in den Wettkampf ging. Das lässt Schweizer sagen: «Wir müssen ein paar Jahre auf eine solche Athletin warten.»