Wenn Ende November im finnischen Ruka die Langlauf-Saison lanciert wird, dann geschieht das aus Schweizer Sicht mit einer Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit. Zum einen zeigten die Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski im letzten Winter starke Leistungen. Andererseits kam es im Frühjahr hinter den Kulissen erst zum Zwist, dann zur grossen Rochade im Staff.
Kurz: Zwischen den Trainern Ivan Hudac und François Faivre gab es Reibungen. Anschliessend wurden die Verträge mit beiden nicht verlängert, dafür das Ehepaar Erik und Karoline Braten Guidon in diese Positionen gerückt. Das hatte wiederum zur Folge, dass nun die aktuell beste Schweizer Langläuferin Nadine Fähndrich und ihr Bruder – im Vorjahr ebenfalls Podestläufer – abgesondert von Swiss-Ski, aber weiterhin mit Hudac arbeiten.
Für Nadine Fähndrich stand Kontinuität im Vordergrund: «Für mich war es sehr wichtig, eine gewisse Konstanz zu haben. Es kommen zwei sehr wichtige Saisons mit der WM in Trondheim und Olympia in Mailand.» Alle ihre vier Einzel-Weltcupsiege hatte sie unter Hudac errungen. Nun wolle sie primär die Klassisch-Technik verbessern, was mehr als ein Jahr in Anspruch nehme.
Bin ich in Topform, kann ich um WM-Medaillen kämpfen.
Eine andere Unsicherheit, so hofft Fähndrich, soll der Vergangenheit angehören: die gutartigen Herzrhythmusstörungen, die im Februar eine Operation erforderten. Die Tests jedenfalls seien vielversprechend verlaufen. Kein Wunder, hat die Luzernerin ambitionierte Ziele: «Ich will an der WM in Topform sein. Und wenn ich in Topform bin, kann ich auch um Medaillen mitkämpfen.»
Edelmetall an der WM, vorab in der Staffel, peilt auch Beda Klee an – dank starker Resultate im letzten Winter. Regelmässig war der 28-jährige Toggenburger in den Top 10 zu finden, die Tour de Ski schloss er auf dem 5. Gesamtrang ab. Doch ausgerechnet sein grösster Förderer, Faivre, ist nicht mehr im Team. «Es war schwierig für mich», gibt Klee zu bedenken. «Er war eine Bezugsperson, hatte mein Vertrauen.»
Erik ist wissenschaftlicher, François war mehr Gefühlsmensch.
Letztlich habe man sich nach Gesprächen entschieden, Erik Braten Guidon eine Chance zu geben. Dieser brachte gleich eine neue Herangehensweise im Training mit, erzählt Klee: «Erik ist wissenschaftlicher, François war mehr Gefühlsmensch.» Beim norwegischen Neuzugang sieht er auch Vorteile: «Er hat viel Ahnung von Technik, das gibt immer ein gutes Gefühl.»
Die Fähndrichs und Klee – sie haben sich für verschiedene Wege in die neue Saison entschieden. Die Ziele sind indes ähnlich. Der Saisonauftakt in Ruka dürfte dann erste Aufschlüsse darüber liefern, welches Gefühl eher angebracht war: Vorfreude oder Unsicherheit.