Mit Erstaunen hatte sich die Zernezerin Giuliana Werro doch noch über den Triumph am Engadin Skimarathon freuen dürfen. Die einzige vor ihr klassierte Athletin, Maëlle Veyre, war nachträglich disqualifiziert worden. An ihren Ski waren Spuren des seit dieser Saison verbotenen Wachsmittels Fluor gefunden worden.
Fünf Tage später kam es in dieser Causa zur Kehrtwende: Wie die FIS bekanntgab, waren bei der Kontrolle von Veyres Ski das «Fluor Test Protokoll» nicht eingehalten und falsche Informationen an die Rennjury weitergeleitet worden. Der Test wurde als nichtig erachtet, die Disqualifikation Veyres zurückgezogen und die Französin zur Siegerin des Engadiners erklärt. Trostpflaster für die ursprüngliche Championne Werro: Sie darf das gesamte Preisgeld behalten.
Menschliche Fehler
«Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler», bedauerte FIS-Renndirektor Michal Lamplot. Das Protokoll sei bei 3 Teilnehmenden nicht vollständig eingehalten worden, was zu unrechtmässigen Disqualifikationen geführt habe. «Es war kein Fluor auf ihren Skiern.»
Lamplot verteidigt das Protokoll als solches und verweist auf die Erfolgsquote der Kontrollen. Man habe in dieser Saison auf allen möglichen Stufen hunderte, wenn nicht tausende Kontrollen durchgeführt, die Fehler am Engadiner seien die ersten und bisher einzigen gewesen.. Daraus schliesst er: «Das Protokoll ist gut, funktioniert und hat sich auch schon bewiesen.»
Iseppi fordert Aufklärung
Der Rennleiter des Engadiners, Adriano Iseppi, hatte zuvor im Interview gefordert: «Es braucht nun eine Aufklärung seitens FIS.» Auch im Hinblick auf die Zukunft sei dies wichtig. Der Entscheid der FIS sei vorerst eine «Blackbox» fürs OK. Ärgerlich sei, dass die Fluor-Kontrollen über die ganze Saison geklappt hätten, nun aber ausgerechnet im Engadin versagten.
Der Veranstalter nimmt sich aus der Schusslinie: «Als Veranstalter war der Engadin Skimarathon in die Fluor-Tests nicht involviert; der gesamte Prozess untersteht der FIS», schreibt die Medienabteilung des Skimarathons.
Mit der heutigen Aufhebung der drei Disqualifikationen sei klar gesagt, dass diese Vorwürfe gegen sie haltlos sind.
An die Adresse von Veyre und Co. lieferte das OK zudem eine Entschuldigung: «Die zu Unrecht disqualifizierten Athletinnen und Athleten und deren Umfeld wurden seit dem Rennen oft harsch kritisiert und verdächtigt, den Wettkampf mit unlauteren Mitteln beeinflusst zu haben. Mit der heutigen Aufhebung der drei Disqualifikationen sei klar gesagt, dass diese Vorwürfe gegen sie haltlos sind.»
Die FIS hatte bei der eigenen Kommission Einspruch eingelegt, dieser wurde gutgeheissen. Die Annullierung der Disqualifikation gilt aus denselben Gründen auch für die Schweizer Daniel Grätzer und Silvan Durrer. Alle weiteren Fluor-bedingten Ausschlüsse behalten hingegen ihre Gültigkeit.