Sandra Stöckli kam vor ein paar Tagen gut im paralympischen Village an und lebte sich rasch ein. Mit den wichtigsten Sachen sei sie längst vertraut. «Ich weiss, wo es Essen gibt, wo Kaffee und wo mein Bett steht», sagt das Mitglied des VC Eschenbach mit einem Schmunzeln.
Sie tätigt diese Aussage mit einem Hintergrund. Denn bei ihren ersten Paralympics 2016 in Rio hatten die zahlreichen Eindrücke Stöckli fast erschlagen. «Ich war damals überwältigt und fühlte mich in der Essenshalle vollkommen orientierungslos», blendet sie zurück. Sie suche auch heute am Frühstücksbüffet noch immer die Konfi und Butter. «Aber ich nehme es viel lockerer und profitiere von meinen Erfahrungen», beteuert die 39-Jährige.
Das Rüstzeug auf 2000 m ü.M. geholt
Ihre 3. Paralympischen Spiele bereitete die Ostschweizerin intensiv in einem 4-wöchigen Höhentrainingslager in Österreich auf über 2000 m ü.M. vor. Der Effekt soll über Paris hinaus bis zur inklusiven Heim-WM in Zürich (21. bis 29. September) anhalten. «Denn diese Titelkämpfe bedeuten mir extrem viel. Sie finden direkt vor meiner Haustüre statt, und ich freue mich immens darauf.»
Die Gegenwart aber heisst Paris. Ihr 3-teiliges Wettkampf-Pensum lanciert die Paraplegikerin am Mittwoch mit dem Zeitfahren (live ab 8:10 Uhr im kommentierten SRF-Stream). Im Unterschied zu anderen internationalen Titelkämpfen und zum Weltcup muss Stöckli in einem Feld mit geringerer Abstufung und zusammen mit 4 Kategorien antreten. Wohl auch deswegen kam die 3-fache WM-Medaillengewinnerin und 2-fache Gesamtweltcup-Siegerin noch nie über ein paralympisches Diplom heraus (total 3-mal ein 8. Rang).
Die Rennstrecke in der französischen Metropole beschreibt Stöckli als äusserst anspruchsvoll. Es werde physisch, aber auch in technischer Hinsicht sehr happig werden. «Die eine oder andere Passage ist nicht ungefährlich, zudem gibt es zwei Aufstiege.» Aber Stöckli wächst ja bekanntlich an Herausforderungen.
Ein Septett mit 15 Starts
Die Schweiz stellt im Zeitfahren vom Mittwoch ein Grossaufgebot. Nebst Stöckli treten auch Franziska Matile-Dörig und Flurina Rigling an, sie beide fuhren sich in Paris schon auf der Bahn ein – im Fall von Rigling schaute Bronze im 3000-m-Verfolgungsrennen heraus. Weiter sind in der Prüfung gegen die Uhr Benjamin Früh, Fabian Recher, Timothy Zemp sowie Celine van Till gemeldet.
Alle sieben Athleten und Athletinnen bekommen vom Donnerstag bis Samstag dann noch eine zweite Chance im Strassenrennen. Zu guter Letzt sind Früh, Recher und Stöckli für das abschliessende Team Relay aufgestellt.