- Tadej Pogacar lässt seine Konkurrenten auf der 20. Etappe des Giro d'Italia wie Statisten aussehen und gewinnt das vorletzte Teilstück überlegen.
- Der Gesamtleader greift im zweiten Anstieg zum Monte Grappa 36 km vor dem Ziel an und sichert sich seinen 6. Tagessieg an der diesjährigen Italien-Rundfahrt.
- Die Schlussetappe am Sonntag wird für den Slowenen damit zur grossen Triumphfahrt.
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat auf der vorletzten Etappe des Giro d'Italia noch einmal seine Muskeln spielen lassen. Angesichts seines über 7-minütigen Vorsprungs im Gesamtklassement hätte sich der Slowene auch einen gemütlichen Tag im Feld machen können. Doch er entschied sich anders: Im zweiten Aufstieg zum Monte Grappa – den happigen Anstieg der 1. Kategorie galt es gleich zweimal zu überwinden – griff Pogacar an und machte sich auf und davon.
Während seine Konkurrenten scheinbar nicht mal versuchten, dem Slowenen zu folgen, holte dieser mit Giulio Pellizzari rasch den letzten Ausreisser ein und liess auch diesen stehen. Allein auf weiter Flur war Pogacar in der Folge dennoch nicht. Der überlegene Gesamtsieger kämpfte auf dem Weg zum Bergpreis immer wieder mit Zuschauern, die ihm teilweise viel zu nahe kamen.
Die Abfahrt meisterte Pogacar danach souverän. Das Ziel in Bassano del Grappa erreichte der 25-Jährige nach 184 km und über 4000 Höhenmetern mit über 2 Minuten Vorsprung. Das Gesamtklassement führt der Überflieger nun noch deutlicher an. Ob er sich zur Feier des Tages einen Grappa genehmigt, ist fraglich. Den Champagner kann sein Team nun aber definitiv kalt stellen – sollte es dies nicht ohnehin schon längst getan haben.
10-Minuten-Polster für Pogacar
Hinter Pogacar belegte Valentin Paret-Peintre den 2. Rang. Der Franzose setzte sich im Sprint der Verfolgergruppe vor dem Gesamtzweiten Daniel Felipe Martinez (Bora-hansgrohe) durch. Der Kolumbianer liegt im Gesamtklassement 9:56 Minuten hinter Pogacar zurück, der drittplaztierte Brite Geraint Thomas (Ineos) 10:24 Minuten. Bringt Pogacar seinen Vorsprung ins Ziel, wovon stark auszugehen ist, wäre das der deutlichste seit 1965. Damals siegte der 2022 verstorbene Italiener Vittorio Adorni mit 11:26 Minuten vor der Konkurrenz.
Ein Erfolgserlebnis konnte am zweitletzten Tag dieser 107. Italien-Rundfahrt auch das Schweizer Team Tudor verbuchen, das mit dem Australier Michael Storer neu in den Top 10 der Gesamtwertung vertreten ist.
So geht es weiter
Pogacar dürfte am Sonntag ein gemächlicher Tag bevorstehen. Traditionsgemäss wird der Leader auf der letzten Etappe nicht mehr angegriffen. Der Vorsprung des Slowenen ist ohnehin derart gross, dass wohl nur noch ein schwerwiegender Sturz seinen ersten Giro-Triumph verhindern kann. Auf der 126 km langen Schlussetappe mit Start und Ziel in Rom werden sich die Sprinter noch einmal hervortun wollen.