Nicole Reist hat zum 3. Mal nach 2016 und 2018 das härteste Radrennen der Welt für sich entschieden: Einen Tag vor ihrem 38. Geburtstag erreichte die Zürcherin das Ziel in der Nähe von Washington als schnellste Frau. 10 Tage, 4 Stunden und 13 Minuten hatte Reist gebraucht, um die 4888 Kilometer lange Strecke von der West- an die Ostküste der USA hinter sich zu bringen.
Dramatische Schlussphase: 2 Stürze und eine gebrochene Rippe
Bis kurz vor Schluss sah es sogar danach aus, als würde Reist auch sämtliche männlichen Teilnehmer hinter sich lassen. Doch ungefähr 200 Meilen vor dem Ziel brachte sie ein Sturz in den Appalachen aus dem Tritt.
Reist klagte über extrem starke Schmerzen im Oberschenkel. Es dauerte rund vier Stunden, bis die Untersuchungen durch die Teamärztin beendet waren und die Athletin wieder fit genug war für die Weiterfahrt.
Ich habe noch nie so gelitten wie auf diesen letzten gut zweihundert Meilen. Es war ein einziger Kampf, das härteste Rennen meines Lebens.
Gleichwohl übernahm Reist noch einmal die Gesamtführung, doch ein weiterer Sturz liess sie erneut hinter den schnellsten Mann, den Australier Allan Jefferson, zurückfallen. Sie war stillstehend zu Fall gekommen, weil sie wegen anhaltenden Schmerzen nicht rasch genug den Fuss aus dem einen Klickpedal brachte. Nach dem zweiten Zwischenfall konnte Reist das vorgesehene Tempo nicht mehr aufrechterhalten.
Kurz vor dem Ziel folgte sogar der komplette Einbruch, so dass Reist auch noch den Zweitplatzierten im Klassement der Männer, den Tschechen Svata Bozak, passieren lassen musste. Schmerzen an den Adduktoren und eine gebrochene Rippe hatten eine höhere Tretfrequenz unmöglich gemacht.
«Natürlich bin ich enttäuscht, dass der zum Greifen nahe Traum vom Gesamtsieg so kurz vor dem Ziel geplatzt ist», sagte die gezeichnete Reist nach den Strapazen. «Allerdings bin ich froh, dass ich es unter diesen Umständen überhaupt ins Ziel geschafft habe. Ich habe noch nie so gelitten wie auf diesen letzten gut zweihundert Meilen. Es war ein einziger Kampf, das härteste Rennen meines Lebens.»
Persönliche Bestzeit verpasst
Reist hatte sich bereits kurz nach dem Start in Kalifornien abgesetzt und das Rennen über weite Strecken überlegen angeführt. Zwischenzeitlich hatte ihr Vorsprung über 100 Kilometer betragen.
Die persönliche Bestzeit aus dem Jahr 2018 (9 Tage 23 Stunden 57 Minuten) verpasste sie – auch wegen der Stürze – nur knapp.