- Nach einem spektakulären Schlussaufstieg gewinnt Tadej Pogacar die 6. Etappe der Tour de France von Tarbes nach Cauterets-Cambasque solo vor dem Mitfavoriten Jonas Vingegaard.
- Nach dem grossen Zeitverlust auf der 5. Etappe macht Pogacar auf der zweiten Pyrenäen-Etappe wichtige Sekunden gut.
- Die Führung im Gesamtklassement übernimmt trotzdem Vingegaard mit einem Vorsprung von 25 Sekunden auf Pogacar.
2,7 km vor dem Ziel zündeten nicht nur die Fans am Strassenrand ein Feuerwerk. Tadej Pogacar stieg im letzten Aufstieg aus dem Sattel und fuhr innert kürzester Zeit einen Vorsprung auf seinen Konkurrenten und Mitfavoriten auf den Gesamtsieg, Jonas Vingegaard, heraus.
Der Slowene traf in Cauterets-Cambasque 24 Sekunden vor dem Vorjahressieger Vingegaard ein, der neu mit einem Vorsprung von 25 Sekunden im Gesamtklassement im Gelben Trikot fährt. Tobias Halland Johannessen (Uno-X Pro Cycling Team) wurde mit 1:22 Minuten Rückstand Etappen-Dritter.
Jai Hindley, der als Leader in diese Etappe gegangen war, spielte diesmal keine Rolle. Der Australier kam auf der 144 km langen 6. Pyrenäen-Etappe mit einem Zeitverlust von 2:39 Minuten im Ziel an.
Vingegaard versuchte die Flucht
Auch wenn am Ende Pogacar der lachende Sieger war, war es Vingegaard gewesen, der bereits früher im Rennen einen Angriff gewagt hatte. Rund einen Kilometer vor der Bergankunft auf dem legendären Tourmalet wagte der Däne einen Fluchtversuch. Alle Fahrer mussten abreissen lassen – ausser Pogacar.
Anders als auf der 5. Etappe konnte der Slowene diesmal seinem ärgsten Konkurrenten folgen, und so nahmen sie gemeinsam die folgende Abfahrt in Angriff. Das Tempo war derart hoch, dass das Duo dem Rest des Feldes fast 2 Minuten abnahm und schnell zur Fluchtgruppe, die an der Spitze lag, aufschloss.
Van Aert mit einem Kraftakt
Dass Vingegaard die Etappe nicht gewinnen konnte, lag sicherlich nicht an Wout van Aert. Über weite Strecken drückte der Belgier in der Fluchtgruppe mächtig aufs Tempo und bot seinem Teamkollegen einen herausragenden Windschatten. Erst 4,5 Kilometer vor dem Ziel im letzten Anstieg waren seine Kräfte aufgebraucht. Vingegaard und Pogacar zogen an ihm vorbei, während der erschöpfte Van Aert von den Fans am Streckenrand unterstützt und geschoben wurde.
«Maillot jaune» als Bürde?
Es wird abzuwarten bleiben, ob Vingegaard das Maillot jaune in den nächsten Tagen mit aller Macht verteidigen wird. Denn das Gelbe Trikot von einem so frühen Zeitpunkt an ununterbrochen bis ins Ziel nach Paris zu tragen, war zuletzt 1981 dem grossen Bernard Hinault und zuvor Eddy Merckx (1969 und 1970) gelungen, die ebenfalls auf Etappe 6 die Gesamtführung übernahmen und nicht mehr hergaben.
Präsidialer Besuch
Das Spektakel des zweiten Teilstückes in den Pyrenäen wurde von einem hochrangigen Gast besucht: Der französische Präsident Emmanuel Macron verfolgte das Rennen aus nächster Nähe. Gemeinsam mit dem Direktor der Tour de France fuhr er in einem Auto hinter dem Feld her. Dabei mischte er sich sogar gelegentlich unter das Publikum am Strassenrand, trotz der aktuell herrschenden Unruhen im Land.
So geht es weiter
Nach den beiden anstrengenden Pyrenäen-Tagen dürfte es auf der 7. Etappe etwas gemächlicher zu und hergehen. Der Abschnitt vom Mont-de-Marsan nach Bordeaux ist so flach, dass auf den 170 km weniger als 1000 Höhenmeter zu bewältigen sind. Die Favoriten-Teams auf den Gesamtsieg nehmen das sicherlich gerne an. Eine Fluchtgruppe, die gespickt mit Sprintern sein wird, dürfte sich grosse Chancen auf den Tagessieg ausrechnen.