Auf dem Papier ist das Tudor-Team eigentlich zu «klein» für die Tour de Romandie. Die Rundfahrt in der Westschweiz ist ein World-Tour-Rennen, das neue Schweizer Radsport-Team hat «nur» eine Lizenz auf der zweithöchsten Pro-Stufe.
Ohne Erwartungen geht Geschäftsführer Raphael Meyer deswegen aber nicht an den Start: «Ich will, dass unsere Fahrer animiert fahren, das Rennen aktiv prägen und sich zeigen.» Dass einer seiner Schützlinge bei einer 200 Kilometer langen Etappe 195 km hinten im Feld «rumdümpeln», entspricht nicht dem Gusto Meyers.
Zurückhaltende Saisonplanung
Schliesslich geht es auch darum, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen. Für das Team von Besitzer Fabian Cancellara ist es das erste Rennen in der Schweiz.
Die Mannschaft, die aus der Swiss Racing Academy hervorging, will jungen Schweizer Fahrern eine Heimat bieten. Musste Cancellara einst nach Italien, um Profi zu werden, sollen seine Schützlinge diesen Schritt im vertrauten Umfeld machen können. «Junge Schweizer, die Veloprofi werden wollen, sollen dafür nicht ins Ausland müssen», so Meyer.
Das erste Jahr nimmt die junge Equipe auch mit einer gewissen Zurückhaltung in Angriff. «Selbst wenn wir eine Einladung für den Giro d'Italia oder die Tour de France erhalten hätten, wären wir nicht gefahren», sagt Meyer. Im Premieren-Jahr käme eine dreiwöchige Rundfahrt nicht in Frage. «Wer das verstanden hat, fährt heute bei uns.»
Folgt der 4. Streich?
Einer, der verstanden hat, ist Joel Suter. Der 24-Jährige gehört zum siebenköpfigen Tudor-Aufgebot, das sich an der Tour de Romandie zeigen will. Seinen Wechsel vom World-Tour-Team UAE Emirates zu Tudor nimmt er nicht als Abstieg wahr: «Vorher war ich Helfer, jetzt kann ich häufig mein eigenes Rennen fahren und habe eine Leaderrolle inne».
Jetzt habe er mehr Möglichkeiten, um sich zu zeigen und sich zu beweisen. Bewiesen hat Suter sein Können zuletzt an der Sizilien-Rundfahrt, wo er für einen der drei Saisonsiege seines Teams herausfuhr.