Eigentlich zweifelt niemand daran, dass Tadej Pogacar den Giro gewinnen wird. Natürlich kann während einer dreiwöchigen Rundfahrt immer etwas dazwischenkommen. Im Falle des Slowenen wären es wohl einzig ein Sturz, eine Krankheit oder ein Defekt, die den 25-Jährigen aus dem UAE Team Emirates aus dem Tritt bringen könnten.
Pogacar steht am Samstag erstmals am Start der dreiwöchigen Italien-Rundfahrt. Dem Gesamtsieg hat er im Frühjahr alles untergeordnet. Die meisten Klassiker liess er aus. Bei Lüttich – Bastogne – Lüttich deklassierte er die Konkurrenz mit einem 35-km-Solo.
Der Slowene peilt in diesem Jahr das Double bestehend aus Giro und Tour de France an. Zuletzt war dies dem mittlerweile verstorbenen Marco Pantani 1998 gelungen. Insgesamt schafften nur sieben Fahrer das Double.
Knackige 5300 Höhenmeter auf der Königsetappe
Auf dem Weg zu Teil 1 dieser Mission gilt es rund 3400 Kilometer und knapp 45'000 Höhenmeter zu bewältigen. So «flach» war der Giro schon lange nicht mehr. Zum Vergleich: Bei den vergangenen beiden Auflagen waren es stets über 50'000 Höhenmeter.
Trotzdem spricht vieles dafür, dass auch der diesjährige Giro in den Bergen entschieden wird. Kostprobe gefällig? Die Königsetappe (15. Etappe) beispielsweise ist 220 km lang. Vom Gardasee über den Colle San Zeno, den berüchtigten Mortirolo, den Passo di Foscagno, den Passo d‘Eira bis ins Ziel auf den Mottolino müssen 5300 Höhenmeter überwunden werden.
Das Dach der Rundfahrt bildet heuer das Stilfser Joch (2758 m.ü.M.), welches direkt am Tag nach der Königsetappe auf dem Programm steht. Neben der erwarteten Klettershow kommen Pogacar auch die beiden eher langen Zeitfahren (rund 40 km & 31 km) entgegen. Im Kampf gegen die Uhr gehört er zu den Besten. Zudem gibt es nur sechs potenzielle Sprintankünfte.
Es hat noch Platz auf dem Podium
Nicht am Start des diesjährigen Giro steht Primoz Roglic (Bora-hansgrohe). Der Fokus des Titelverteidigers liegt ganz auf der Tour. Der Gesamtsieg an der «Grande Boucle» fehlt dem dreifachen Vuelta-Sieger noch. Auch der belgische Zeitfahrweltmeister Remco Evenepoel konzentriert sich auf seine Premiere an der Frankreich-Rundfahrt.
Einer, der im Kampf um das Rosa Trikot oder zumindest um einen Podestplatz gerne ein Wörtchen mitreden würde, ist Geraint Thomas. Der mittlerweile 38-jährige Waliser hat mit Ineos Grenadiers ein gewohnt starkes Team im Rücken. Der Tour-Sieger von 2018, auch er ein guter Zeitfahrer, hatte den letztjährigen Giro hinter Roglic auf Rang 2 beendet.
Bei Bora-hansgrohe liegen die Hoffnungen auf dem Spanier Daniel Martinez, der den Vorrang gegenüber Emanuel Buchmann erhielt. Auch der Australier Ben O'Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) gehört ebenso wie Damiano Caruso (ITA/Bahrain Victorious) oder Romain Bardet (DSM-Firmenich Post NL) zu den Podestanwärtern.