Am Sonntagabend gab Swiss Cycling die Selektionen für die Mountainbike-Cross-Country-Rennen an den Olympischen Spielen in Paris bekannt. Neben Alessandra Keller wurde bei den Frauen Jolanda Neff, Olympiasiegerin 2021 in Tokio, nominiert. Ob die Ostschweizerin in Paris aber auch wirklich an den Start gehen kann, steht noch nicht fest. Der Grund für einen möglichen Verzicht sind Probleme mit der Lunge.
«Ich habe seit vier Jahren das gleiche Problem. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber ich bekomme nicht viel Luft beim Atmen. Ich hatte dreimal Corona und weiss nicht, ob meine Lunge irgendwie dadurch geschädigt ist. Zudem habe ich schon seit 2016 starken Heuschnupfen. Das hatte ich mehr oder weniger im Griff. Wenn dann alles zusammenkommt, bekomme ich gar keine Luft mehr», erklärte Neff gegenüber SRF.
Entweder finde ich in den nächsten zwei bis drei Wochen eine Lösung oder merke, dass es eine kleine Hoffnung gibt. Ist das nicht der Fall, muss ich auch nicht nach Paris.
In den kommenden Wochen gehe es für sie darum, herauszufinden, wie man das Problem in den Griff bekommen könnte. «Ich muss rausfinden, ob es etwas gibt, um meine Lunge zu heilen. Ich werde alles anschauen, was man machen kann. Entweder finde ich in den nächsten zwei bis drei Wochen eine Lösung oder merke, dass es eine kleine Hoffnung gibt. Ist das nicht der Fall, muss ich auch nicht nach Paris.»
Für Neff ist klar, dass sie an Olympia nur dann antritt, wenn gesundheitlich alles passt. Ansonsten «ist es mir lieber, wenn jemand anderes geht. Ich muss nicht an die Olympischen Spiele, um Letzte zu werden. Ich will nur teilnehmen, wenn ich leistungsfähig bin». Sollte die 31-Jährige tatsächlich auf die Olympia-Teilnahme verzichten, würde Sina Frei ihren Platz einnehmen.
Im Interview sprach Neff zudem darüber, wie ...
- ... ihre Probleme sie einschränken: «Sobald ich schneller fahre, explodiert das System und ich bekomme keine Luft mehr. Ich kann dann nur noch bei technischen Abschnitten ein bisschen Zeit rausholen und im Aufstieg dann einfach mein Tempo fahren. Das braucht so viel Geduld und es ist extrem frustrierend. In Nove Mesto war das Tempo sehr früh so hoch, dass ich komplett explodiert bin. Ich habe gar keine Luft mehr bekommen.»
- ... ihre Moral unter ihren gesundheitlichen Problemen leidet: «Von 2014 bis 2018 habe ich jedes Jahr mindestens einen grossen Titel gewonnen, war im Gesamtweltcup immer vorne dabei, habe ihn dreimal gewonnen. Jetzt ist es so, dass es eigentlich regnen muss, damit es weniger Pollen in der Luft hat. Jetzt bin ich im Modus, dass ich auf ein Regenrennen hoffen muss. Das kann es ja eigentlich nicht sein bei dem ganzen Aufwand, den ich betreibe. Radfahren hat mir immer so viel Spass gemacht und so macht es einfach keinen mehr.»
- ... das Vorgehen in den kommenden Wochen aussieht: «Ich bin im Austausch mit den Ärzten von Swiss Olympic und Swiss Cycling. Mit denen arbeite ich schon seit vielen Jahren zusammen und ich vertraue ihnen. Wir machen jetzt sicher einen Lungen-Funktionstest, um zu sehen, was los ist. Ich werde mich sicher auch mit anderen Fahrerinnen austauschen. Bis jetzt weiss ich nicht, was mir wirklich etwas bringt. Wenn ich in den nächsten Wochen keine Verbesserung spüre, dann kann ich diese Saison abbrechen.»
Zuversichtlicher Trainer
Nationaltrainer Edi Telser zeigt sich trotz allem optimistisch, dass Neff am 28. Juli in Paris dabei sein wird, wenn es im Cross-Country-Rennen um die Medaillen geht. «Wir setzen auf sie, wir glauben an sie. Der Plan ist, die kommenden zwei Monate so zu gestalten, dass sie wirklich gesund und zufrieden am Start stehen kann. Dann sind wir überzeugt, dass Jolanda eine der Schnellsten der Welt ist.»