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Erinnerungen an Terror 2016 Tour-Rückkehr nach Nizza reisst alte Wunden auf

Der Abschluss der Tour de France in Nizza ruft Erinnerungen an den verheerenden Anschlag 2016 hervor.

Gedenkbank mit Blumen und Nachrichten am Meer, Vogel im Flug.
Legende: Unfassbarer Akt des Terrors 2016 wurden in Nizza 86 Menschen getötet. Getty Images/David Ramos

Es war kein gezielter Anschlag auf die Tour de France, aber einer auf alle Franzosen. Als am 14. Juli 2016, dem französischen Nationalfeiertag, ein Attentäter in Nizza fast 100 Menschen brutal ermordete, traf er auch die damals nur 200 km entfernte Frankreich-Rundfahrt in ihrem Innersten. Wenn an diesem Wochenende die Tour am damaligen Terrorort zu Ende geht, sind die acht Jahre alten Schatten präsent.

«Es gab eine andere grosse Stadt, die sich für das Finale angeboten hat. Aber mit Nizza haben wir einfach eine historische Verbindung», sagt Tour-Chef Christian Prudhomme. Paris stand wegen der Olympischen Spiele nicht zur Verfügung, deshalb findet der Tour-Schlusspunkt erstmals in 121 Jahren nicht in der Hauptstadt statt.

Video
Terror in Nizza: Anschlag fordert über 80 Tote
Aus 10 vor 10 vom 15.07.2016.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 57 Sekunden.

Nizza, wo am Sonntag das abschliessende Zeitfahren stattfindet, ist ein logischer Ersatz. Einerseits traditioneller Tour-Ort – erstmals machte die «Grande Boucle» 1906 in Nizza Station. Andererseits ist die Tour der Stadt noch etwas schuldig. «2020 hatten wir dort den Grand Départ, wegen der Pandemie aber ohne Zuschauer, jetzt bekommt die Côte d'Azur ihr historisches Ereignis», sagt Prudhomme.

Wir sind aber stärker aus dieser Zeit hervorgegangen.
Autor: Christian Estrosi Bürgermeister von Nizza

Den Anschlag von 2016 erwähnt Prudhomme nicht, er soll bei der Vergabe an Nizza zumindest offiziell keine Rolle gespielt haben. Und dennoch spielt er nun eine zentrale: Das Zeitfahren führt exakt dort an der «Promenade des Anglais» vorbei, wo ein Islamist beim Volksfest zum Nationalfeiertag in einem Lastwagen in die Menge raste. 86 Menschen starben, rund 400 wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Stadt, sonst eine Ausgeburt an Fröhlichkeit und Savoir-vivre, benötigte Zeit, um die Wunden heilen zu lassen. «Wir sind aber stärker aus dieser Zeit hervorgegangen», sagt Bürgermeister Christian Estrosi. Auch das will Nizza bei dieser Tour demonstrieren.

Terroropfer absolvieren Zeitfahrkurs

Vor der grossen Party am Wochenende wurde es am Freitag kurz still. Dutzende Terroropfer aus verschiedenen Ländern absolvierten den Tour-Zeitfahrkurs, mit dem Fahrrad, mit dem Handbike, mit dem Rollstuhl.

Am 14. Juli 2016, als in Nizza die Hölle losbrach, war auch die Tour de France in Südfrankreich unterwegs, hatte an diesem Tag die Etappe am Mont Ventoux absolviert. So nah kam der Terror der Tour nie davor, nie danach. Dass ein so exponiertes Ereignis wie das grösste Radrennen der Welt nie ernsthaft getroffen wurde, mag an den Sicherheitsmassnahmen liegen. Vielleicht hatte die Tour aber auch – und daran erinnert Nizza – sehr viel Glück.

Live-Hinweis

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Verfolgen Sie die Schlussetappe der Tour de France am Sonntag ab 16:50 Uhr auf SRF zwei und in der Sport App.

SRF zwei, sportlive, 19.07.2024, 15:00 Uhr ; 

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