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Favoriten der Tour de France Showdown der «Big Four» oder doch wieder eine One-Man-Show?

Tadej Pogacar nimmt die Tour de France (fast) ohne Sorgen in Angriff. Davon können seine Herausforderer nur träumen.

Tadej Pogacar und seine drei Herausforderer.
Legende: Der Topfavorit und seine drei potenziellen Herausforderer Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel und Primoz Roglic. imago images

Am Samstag startet in Florenz die 111. Tour de France. Die Frankreich-Rundfahrt beginnt nicht nur erstmals in Italien, auch der Schlusspunkt in Nizza statt in Paris ist eine Premiere. Eine Tour der Neuerungen, die erstmals seit 1989 wieder mit einem Einzelzeitfahren endet. Spannung bis zum Schluss – umso mehr, als dass mit Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard, Primoz Roglic und Remco Evenepoel erstmals die vier derzeit wohl besten Grand-Tour-Fahrer allesamt am Start stehen.

Ob es allerdings zum grossen Showdown dieser «Big Four» kommt, muss sich erst noch weisen. Die vier auserkorenen Hauptdarsteller haben in diesem Jahr unterschiedliche Wege hinter sich. Richtig sorgenfrei ist nur einer:

  • Tadej Pogacar (UAE Team Emirates):

Was der Slowene im Mai am Giro abgeliefert hatte, sucht seinesgleichen. Gleich 6 Etappen gewann der Überflieger, die Gesamtwertung entschied er mit fast 10 Minuten Vorsprung auf seinen ersten Verfolger für sich. In Frankreich peilt Pogacar das seltene Double aus Giro und Tour an. Nach ein paar freien Tagen feilte der 25-Jährige im Höhentrainingslager in den Alpen an seiner Form.

Zweimal hat Pogacar die Tour de France bereits gewonnen (2020 & 2021). Auf dem Weg zu Gesamtsieg Nummer 3 darf der Slowene auf eine überaus starke Mannschaft zählen. Neben Tour-de-Suisse-Sieger Adam Yates (GBR) und Joao Almeida (POR) stehen ihm auch die beiden bergfesten Spanier Juan Ayuso und Marc Soler als Helfer zur Verfügung.

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Pogacar: «Die Tour startet nicht jedes Jahr in Italien» (engl.)
Aus Sport-Clip vom 27.06.2024.
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Seine unmittelbare Vorbereitung war aber von gesundheitlichen Problemen beeinträchtigt. «Ich bin vor zehn Tagen krank geworden. Ich hatte Covid, das war ein kleines Fragezeichen, aber ich habe mich gut erholt und bin wieder voll einsatzfähig», sagte der Slowene an einer Pressekonferenz in Florenz.

Seine potenziellen Herausforderer hatten derweil mehr zu kämpfen. Ein verheerender Massensturz an der Baskenland-Rundfahrt warf das Trio in der Vorbereitung auf die Tour zurück. Am schlimmsten erwischte es den Titelverteidiger:

  • Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike):

Beim Sturz im Baskenland zog sich der Däne einen Schlüsselbeinbruch, mehrere Rippenbrüche sowie eine Lungenquetschung und einen Pneumothorax zu. Die Folge war eine lange Trainingspause. Wenn Vingegaard am Samstag am Start der «Grande Boucle» steht, hat er seit 3 Monaten kein Rennen mehr bestritten. Ob es wie im Vorjahr zum Duell «Vingegaard gegen Pogacar» kommt, darf angesichts dieser (Nicht)-Vorbereitung zumindest bezweifelt werden.

Dass Vingegaard an der Tour dabei sein wird, gab sein Team erst vergangene Woche bekannt. Auch der im Frühjahr ebenfalls schwer verunfallte Belgier Wout van Aert gehört zum Aufgebot der niederländischen Equipe. Drei wichtige Helfer fehlen dem dänischen Titelverteidiger aber: Neben den beiden Niederländern Dylan van Baarle und Steven Kruijswijk, die nach Stürzen an der Dauphiné-Rundfahrt passen müssen, dürfte die Absenz von Sepp Kuss besonders schmerzen. Der Edelhelfer aus den USA ist aufgrund einer Covid-Infektion noch nicht fit genug.

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Aus Sport-Clip vom 27.06.2024.
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Nicht nur Vingegaard wird in Frankreich versuchen, das Double von Pogacar zu verhindern. Auch zwei weitere Rundfahrten-Spezialisten wollen dem Slowenen die Suppe versalzen:

  • Primoz Roglic (Bora-hansgrohe):

Der Slowene kam beim Massensturz im Baskenland ohne Knochenbrüche davon und konnte ziemlich rasch wieder ins Training einsteigen. Der letztjährige Giro- und zweifache Vueltasieger zeigte an der Dauphiné-Rundfahrt erst auf der Schlussetappe Schwächen, brachte den Gesamtsieg aber mit Ach und Krach ins Ziel. Davor hatte er zwei schwere Bergetappen gewonnen.

Live-Hinweis

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Die 111. Tour de France können Sie ab Samstag, 29. Juni täglich live bei SRF mitverfolgen. Start der Übertragung ist jeweils um 15:30 Uhr, an einigen Tagen bereits etwas früher.

Roglic hat mit der Tour im Allgemeinen und mit Pogacar im Besonderen noch eine Rechnung offen. In den letzten beiden Jahren beendete er die Frankreich-Rundfahrt nach Stürzen jeweils nicht. 2020 erlitt er im Bergzeitfahren der vorletzten Etappe eine seiner schmerzhaftesten Niederlagen, als er die Gesamtführung an seinen Landsmann Pogacar abtreten musste.

  • Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step):

Zum erweiterten Favoritenkreis gehört neben Roglic auch der belgische Zeitfahr-Weltmeister, der sein Tour-Debüt gibt. Dass Evenepoel auch Rundfahrten gewinnen kann, hat er an der Vuelta 2022 bewiesen. Allerdings hatte auch er den Baskenland-Massensturz nicht unbeschadet überstanden (Bruch des Schulterblatts sowie des Schlüsselbeins). Zudem verfügt Evenepoel über das weit weniger starke Team wie Pogacar, aber auch Vingegaard.

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Radio SRF 1, Abendbulletin, 27.06.2024, 22:00 Uhr ; 

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