Vor 3 Wochen hatte in Mailand niemand mit Tao Geoghegan Hart ganz zuoberst auf dem Podest gerechnet. Das ist nicht weiter verwunderlich, war der gebürtige Londoner auch nicht für das Treppchen vorgesehen.
Als Helfer hätte er Geraint Thomas möglichst unbeschadet durch Italien pilotieren sollen. Doch bereits nach der 3. Etappe, auf der eine Trinkflasche den Ineos-Captain zu Fall gebracht hatte, waren die Pläne der Briten Makulatur.
Junge in den Startlöchern
Der Ausfall des Tour-de-France-Siegers 2018 zwang Ineos zur Umdisponierung – und der 25-jährige Geoghegan Hart sprang in die Bresche. Neben dem Rosa Trikot eroberte Ineos auch 7 Tagessiege, 4 davon gingen alleine auf das Konto von Filippo Ganna. Auch der Italiener gehört mit seinen 24 Jahren noch zur jungen Gilde.
«Der Generationenwechsel ist abgeschlossen. Die Jüngeren sind stärker als ich», lautete denn auch das Fazit von Vincenzo Nibali. Der zweifache Giro-Sieger schloss die Rundfahrt auf Platz 7 ab. Gemäss seinem Trainer Paolo Slong habe der bald 36-jährige Italiener die gleichen Werte gehabt wie im Vorjahr – damals reichte es ihm zu Gesamtrang 2. Nun reichte es weder aufs Podium noch zu einem Etappensieg.
Wer schlägt an der Vuelta zu?
Angesichts der sehr komprimierten, von Corona geprägten Saison wäre es wohl zu voreilig, um von einer definitiven Wachablösung durch die Jungen zu sprechen. Dass sie aber zur Stelle waren, sobald sich eine Gelegenheit bot, spricht für sie. Und vielleicht auch für die benötigte Portion Unbekümmertheit, die in dieser aussergewöhnlichen Saison gefragter scheint denn je.
Dank Geoghegan Hart, aber auch starken Helfern wie Rohan Dennis oder Zeitfahr-Spezialist Ganna hat Ineos nach einer äusserst enttäuschenden Tour de France zu alter Stärke zurückgefunden. Man darf aber nicht vergessen, dass mit Jumbo-Visma am Giro das dominierende Team der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt nach mehreren Corona-Fällen ausgestiegen ist.
Dass Ineos mit der niederländischen Equipe um Primoz Roglic aber wieder mithalten kann, zeigen die Briten aktuell an der Vuelta. Mit dem letztjährigen Giro-Sieger Richard Carapaz hat am Sonntag ein Ineos-Profi das Leadertrikot übernommen. Noch ist der Weg nach Madrid weit. Die Rehabilitation ist Ineos aber bereits in Mailand geglückt.