Sie ist das Flaggschiff par excellence: die Tour de France. Eine Absage hätte die Radwelt mitten ins Herz getroffen. Erleichtert nahmen darum die Protagonisten die Nachricht auf, dass die verschobene «Grande Boucle» ab 29. August über die Bühne gehen soll.
Dies gilt auch für Sven Montgomery. «Für den Radsport ist es ein guter Entscheid, dass die Tour de France doch noch stattfinden soll», so der SRF-Radexperte nach der Neuansetzung des wichtigsten Radrennens der Welt im Interview mit SRF.
Es ist ein wunderbares Zeichen für den Radsport.
Zwar sei es letztlich abhängig von der Entwicklung der Corona-Pandemie und den Entscheidungen der Regierungen, ob die Tour im Herbst nachgeholt werden kann, doch er sei «optimistisch, dass es funktionieren kann. Es ist ein wunderbares Zeichen für den Radsport», so Montgomery weiter.
Auch aus mentaler Sicht wichtig
Er streicht auch die Bedeutung des neuen Termins aus mentaler Sicht hervor. «Das ist ein riesiger Boost für alle Fahrer. Jetzt wissen sie wieder, auf welches Datum sie hintrainieren müssen», so der ehemalige Profi. Zwar wisse man noch nicht, wie es punkto Vorbereitungsrennen aussehe. Aber immerhin können die Fahrer nun wieder einen Zeitplan mit einem fixen Datum erstellen, statt ins Leere zu planen.
Damit die Tour einigermassen fair werde, rechnet Montgomery damit, dass die Fahrer zuvor während zwei Monaten unter gleichen Bedingungen trainieren können müssen – etwas, das Stand jetzt aufgrund der unterschiedlichen Massnahmen in den verschiedenen Ländern nicht möglich wäre.
In so einem kurzen Zeitraum drei grosse Rundfahrten zu bestreiten, scheint mir doch eher unmöglich.
Während sich Montgomery über die Neuansetzung der Tour freut, ist er für den weiteren Saisonverlauf verhalten. Der Weltverband UCI, der an der Strassen-WM in Aigle (20. bis 27. September) festhalten will, möchte den Giro und die Vuelta nach der WM durchführen.
Anpassung des WM-Programms nötig
Montgomery rechnet damit, dass die Veranstalter der WM in der Schweiz das Programm leicht werden anpassen müssen, da der Starttermin mit dem Ende der Tour de France zusammenfällt. Gemäss dem Experten dürften die Mannschaftszeitfahren, die sportlich einen etwas geringeren Wert haben, vorgezogen werden.
Ende der Vuelta im November?
Nach der WM ginge es Schlag auf Schlag: Würden die Rennen ohne Überschneidungen durchgeführt, würde die Saison frühestens am 22. November enden. «Das wäre ein Novum», so Montgomery. Doch während die grossen Teams sicher genug Fahrer für die Italien- und Spanien-Rundfahrt stellen können, wirft Montgomery die Frage nach der Besetzung auf.
«Ich denke, dass es für die beiden grossen Rundfahrten nach der TdF schwierig wird, dass die besten Fahrer am Start sind», so der SRF-Experte. «Denn in so einem kurzen Zeitraum drei grosse Rundfahrten zu bestreiten, scheint mir doch eher unmöglich.»