Eigentlich hätte Chris Froome seine erste Tour de France schon im letzten Jahr gewinnen können. Doch als Chefhelfer stellte er sich voll in den Dienst von Captain Bradley Wiggins, hielt sich mit seinen überragenden Fähigkeiten am Berg zurück und wartete auch mal auf seinen Chef, wenn dieser in den Aufstiegen am Anschlag war.
Vom Leutnant zum Dominator
Froome spielte seine Rolle wie einst Greg Lemond für Bernard Hinault, wie Miguel Indurain für Pedro Delgado oder wie Jan Ullrich für Bjarne Riis. Und wie sie alle rückte er als Chef nach und holte sich bei erster Gelegenheit den Sieg an der Tour.
Froome benötigte dafür nicht einmal die Hilfe von Wiggins. Denn dieser verzichtete auf die Teilnahme an der Tour, nachdem er den Machtkampf im Sky-Team gegen Froome verloren hatte. Ein völlig missglückter Ausflug an den Giro hatte Wiggins zudem seine Limiten im Gebirge mehr als deutlich aufgezeigt.
In den Bergen hochüberlegen
An der Tour de France 2013, die im Vergleich mit der Ausgabe 2012 bedeutend mehr Höhenmeter aufwies, schlug dafür die Stunde von Chris Froome. Der 28-jährige Engländer, 1985 in Nairobi geboren und in Kenia und Südafrika aufgewachsen, war der Konkurrenz in den Bergen klar überlegen und vergrösserte seinen Vorsprung von Etappe zu Etappe.
Froome nutzte dabei seine hervorragenden körperlichen Voraussetzungen. Der Sky-Captain verfügt über ein phänomenales Erholungsvermögen und kann in Extremsituationen gegenüber der Konkurrenz immer noch ein Extra an Leistung abrufen. Experten sprechen von einem «Zusatzkick» von 20 Watt, wie Analysen während der Tour ergaben.
Der Zweifel fährt mit
Trotzdem werden Froomes Leistungen immer auch von Zweifeln begleitet. Bereits sein 2. Platz an der Vuelta 2011 sorgte für Erstaunen. Froome, bereits in seinem 4. Profijahr stehend, war praktisch aus dem Nichts aufs Podest gefahren und hatte den Gesamtsieg nur um 13 Sekunden verpasst.
Husarenritte wie in den Aufstiegen nach Ax 3 Domaines oder zum Mont Ventoux stehen aufgrund der Vergangenheit – Armstrong, Pantani, Virenque… - per se unter Verdacht. Froome hat seine Unschuld, sein Saubersein vor laufender Kamera mehrmals betont. Nur zu gerne möchte man es diesem freundlichen, stets schüchtern lächelnden, dürren Mann wirklich glauben.