Géo Lefèvre und Henri Desgrange heissen die beiden grossen Namen hinter der Tour de France. Ersterer hatte die Idee, ein Mehrtagesrennen durch ganz Frankreich zu veranstalten, letzterer organisierte die Tour als Chefredakteur der Sportzeitung «L’Auto» (die spätere «L’Equipe»).
Schotterstrassen - und die Berge
60 Fahrer treten zur Premiere 1903 an. In 6 Etappen sollen rund 2400 km zurückgelegt werden. Start- und Zielort ist Paris.
Die Fahrer, die um ein Preisgeld von 20‘000 Franc kämpfen, müssen sich grösstenteils über Schotterstrassen quälen. Gangschaltungen werden erst in den 20-er Jahren erfunden und 10 Jahre später erlaubt. Reifenpannen sind an der Tagesordnung, fremde Hilfe verboten und wegen der schlechten Markierung ist es nur schon eine Herausforderung, den richtigen Weg einzuschlagen. Ab 1910 führt die Tour auch in die Berge.
Zugfahrten, Nägel und Juckpulver
Zu den misslichen Rahmenbedingungen gesellt sich die Tatsache, dass die Sportler und ihre Anhänger sich fast jeden Mittels bedienen, um ihre Konkurrenten zu distanzieren.
1904 werden gleich mehrere Fahrer disqualifiziert, weil sie die Strecke mit dem Zug abgekürzt haben. Ausserdem wird von Nägeln auf der Strasse, verprügelten Fahrern, Aufputschmitteln und auch Juckpulver in der Radlerhose berichtet.
Die Tour muss Geschichten kreieren
Willi Erzberger hat die Tour de France während Jahrzehnten als Journalist verfolgt und sich auch mit den Anfängen der Tour auseinandergesetzt. «Die Tour musste ja Geschichten kreieren. Am Radio wurden dramatische Szenen geschildert. Ob das immer gestimmt hat, war weniger wichtig».
Wenn heute gedopte Fahrer wegen Verstosses gegen den Fair-Play-Gedanken für Schlagzeilen sorgen, so sind sie gar nicht so weit entfernt von denjenigen, die bei der ersten Austragung in die Pedalen traten. Von einer Gentlemen-Veranstaltung ist die Tour, deren Charakter auf ihrer Funktion als Werbe-Kampagne einer Zeitung beruht, in ihren Anfängen weit entfernt. Für Organisatoren wie Teilnehmer gilt: Der Zweck heiligt die Mittel.