Dass es im Schweizer Radsport einen gibt, dem in Zukunft die Schlagzeilen gehören könnten, ist schon länger bekannt. Jan Christen hat sich bereits in ganz jungen Jahren einen Namen gemacht – und das auf unterschiedlichen Terrains. 2022 wurde er Junioren-Weltmeister im Radquer, holte WM-Silber im Mountainbike und EM-Gold auf der Strasse.
Das weckte das Interesse von UAE Emirates. Dem Team von Tadej Pogacar schloss sich Christen offiziell bereits im Sommer 2022 an, startete im letzten Jahr jedoch noch für das Nachwuchsteam Hagens Berman Axeon. Nun hat er seine erste komplette Profisaison in Angriff genommen.
Coup am Giro d'Abruzzo
Das Vertrauen der Equipe, die mit Marc Hirschi auch einen anderen Schweizer beschäftigt, hat der 19-Jährige letzte Woche bereits mit seinem ersten Sieg zurückgezahlt. Obwohl am Giro d'Abruzzo mit Adam Yates und Pavel Sivakov zwei andere Fahrer als UAE-Leader am Start waren, erhielt Christen in der 2. Etappe Auslauf und konnte seine Teamkollegen einspannen – prompt fuhr er den Tagessieg heraus.
«Es ist sicher speziell, mit 19 bereits einen Profisieg in der Tasche zu haben», sagt Christen gegenüber SRF. Besonders überrascht von seinem Exploit zeigt er sich aber auch nicht. Und dies, obwohl er in der Vorbereitung krank war und die geplante Teilnahme an der Baskenland-Rundfahrt absagen musste. «Die Saisonvorbereitung ist super gelaufen, ich hatte Bestwerte und wusste, dass sehr vieles möglich ist.»
Auf den Spuren Ayusos und Pogacars
Das Selbstvertrauen des Aargauers kommt nicht von ungefähr. Beim Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hält man grosse Stücke auf ihn. Davon zeugt nicht zuletzt der bis 2028 gültige Vertrag.
Unsere Charaktereigenschaften sind recht ähnlich. Ich schaue auf zu ihm.
«Normalerweise unterschreibt man Zweijahres- oder vielleicht Dreijahresverträge. Der Fünfjahresvertrag gibt mir viel Sicherheit», so Christen, der von den Teamverantwortlichen auch in die Pflicht genommen wird: «Sie wollen, dass ich in Zukunft wie Pogacar oder Juan Ayuso zum Siegfahrer werde, der auch bei Grands Tours und Klassikern vorne reinfährt.»
Stichwort Pogacar: Vom zweifachen Tour-de-France-Sieger aus Slowenien zeigt sich Christen tief beeindruckt. Nicht nur, was die Postur, die Anlagen und die Vielseitigkeit angeht, lassen sich zwischen den beiden Parallelen ziehen. «Unsere Charaktereigenschaften sind recht ähnlich. Ich schaue auf zu ihm.»
Saison voller Highlights
Vorerst wird Christen noch hinter seinen prominenteren Teamkollegen anstehen müssen. Für die nächste Woche beginnende Tour de Romandie (Start am 23. April) und die Tour de Suisse (die er zum ersten Mal bestreitet) ist er als Helfer vorgesehen, der aber durchaus Ambitionen auf Etappensiege hegt.
Er freut sich ausserdem auf weitere Heim-Auftritte: Etwa beim GP in Gippingen, wo er aufgewachsen ist, und an der WM im Herbst in Zürich, die er zum letzten Mal in der U23-Kategorie bestreiten wird. «Das ist sicher das absolute Highlight in diesem Jahr.»