5838 Tage nach seinem ersten Etappensieg an der Tour de France am 9. Juli 2008 ist Mark Cavendish mit dem 35. Tageserfolg am Mittwoch zum alleinigen Rekordhalter bei der «Grande Boucle» aufgestiegen. Es ist ein Rekord, der am Ende einer langen Leidenszeit steht – und dafür eine umso grössere Genugtuung darstellen dürfte. «Das ist unglaublich, ein Traum ist wahr geworden. Ein grosser Moment», sagte Cavendish im Ziel.
Dass er überhaupt noch einmal die Chance erhalten würde, den Rekord zu knacken, war vor einigen Jahren noch in den Sternen gestanden. Damals stand die «Manx Missile» noch beim heutigen Soudal-Quickstep-Team unter Vertrag, hatte mit diesem im Jahr 2021 an der Tour de France gleich vier Tagessiege sowie das grüne Trikot des besten Sprinters eingeheimst und den lange als unerreichbar deklarierten Rekord der Legende Eddy Merckx egalisiert.
Nach 4 Etappensiegen ausgemustert
Cavendish, der nach zuvor für seine Verhältnisse erfolglosen Jahren auf einem nächsten Zenit angekommen schien, wollte mehr. Doch sein Team gewährte ihm keine weitere Chance auf den 35. Sieg. 2022 wurde er nicht für die Tour selektioniert, am Ende des Jahres lief der Vertrag mit dem Team aus. Zeit für eine neue Destination also. Nur: Um die Dienste des damals 37-Jährigen riss sich kaum eine Mannschaft. Sogar das Karriereende stand im Raum.
Es sollte aber anders kommen. Das Team Astana-Kasachstan nahm Cavendish Anfang 2023 unter Vertrag und garantierte ihm die Tour-Teilnahme. Der Brite verkündete, nach der Rundfahrt seine Karriere beenden zu wollen – mit der Hoffnung, den 35. Tagessieg in der Tasche zu haben. Doch der Plan ging nicht auf: Nicht etwa seine Fitness, sondern ein verhängnisvoller Sturz machte «Cav» einen Strich durch die Rechnung. Ein Schlüsselbeinbruch zwang ihn schon nach der 8. Etappe zur Aufgabe.
Zurückgekämpft und geliefert
Abtreten, ohne die letzte Tour de France überhaupt zu beenden? Für Cavendish keine Option. Der Brite wollte es noch einmal versuchen, verlängerte seine Karriere um ein weiteres Jahr – und wurde von seinem Team noch einmal selektioniert. Dafür zeigte sich Cavendish enorm dankbar: «Es war ein grosses Risiko, mich noch einmal mitzunehmen.» Doch es war ein Poker, der bereits bei seiner ersten Sprintgelegenheit vollends aufging.
Trotz suboptimalem Start in die Tour – auf der ersten harten Etappe hatte sich Cavendish noch auf dem Rad übergeben müssen – und Fragezeichen hinter seinem Level lieferte er, als alle Augen auf ihn gerichtet waren.
Der 35. Sieg steht sinnbildlich für seine Karriere und seine Persönlichkeit: Angezweifelt werden, den Widrigkeiten trotzen und es am Schluss allen zeigen. Das zeichnete Cavendish stets aus, ja setzte ihn von anderen Fahrern im Feld ab und brachte ihm viel Respekt. Dies zeigte sich im Zielraum, als er von unzähligen Fahrern geherzt wurde. Sie war fast omnipräsent, die Freude über diesen Sieg, der einen prominenten Platz in den Geschichtsbüchern der Tour de France einnehmen wird.
Etappensiege | Fahrer | Zeitspanne |
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35 | Mark Cavendish (GBR) | 2008 bis 2024 |
34 | Eddy Merckx (BEL) | 1969 bis 1975 |
28 | Bernard Hinault (FRA) | 1978 bis 1986 |
25 | André Leducq (FRA) | 1927 bis 1938 |
22 | André Darrigade (FRA) | 1953 bis 1964 |
20 | Nicolas Frantz (LUX) | 1924 bis 1929 |
12 | Tadej Pogacar (SLO) | 2020 bis 2024 |
8 | Ferdy Kübler (SUI) | 1947 bis 1954 |
8 | Fabian Cancellara (SUI) | 2004 bis 2012 |