Am Sonntagabend war das offiziell, was sich schon seit einer Weile angedeutet hatte: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) gewinnt die 111. Ausgabe der Tour de France. Nicht weniger als 6:17 Minuten betrug Pogacars Vorsprung im Schlussklassement auf Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike).
«Es war eine unglaublich starke Leistung von Tadej Pogacar. Schlussendlich hat er die Tour überlegen gewonnen. Er hat keine Schwächen gezeigt», bilanziert SRF-Experte David Loosli.
Wenn es irgendwann zu deutlich wird, beginnen sich die Radsport-Fans zu langweilen.
Ein Grund für Pogacars deutlichen Tour-Sieg dürfte in der Ausdauer zu finden sein. Denn während «Pogacar im Verlauf der Tour immer stärker geworden ist, haben seine Konkurrenten gegen das Ende hin zunehmend Schwächen gezeigt», erklärt Loosli.
Verheerender Baskenland-Sturz
Gleichzeitig spielte Pogacar auch die nicht optimale Vorbereitung seiner grössten Rivalen in die Karten: «Natürlich hat Pogacar auch etwas vom Pech seiner Widersacher profitiert. Sein Hauptgegner Vingegaard hatte nicht die beste Vorbereitung auf die Tour nach seinem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt.» Das habe Pogacar einen Vorteil verschafft, ist sich Loosli sicher.
Pogacar hat noch viel vor
Das soll die Leistung des zurzeit besten Radfahrers der Welt jedoch keinesfalls schmälern. Vielmehr stellt sich allmählich die Frage: Wie wirkt sich diese Pogacar-Dominanz auf den Radsport aus?
«Die Dominanz hält sich noch im Rahmen», findet Loosli. Aber: «Wenn es irgendwann zu deutlich wird, beginnen sich die Radsport-Fans zu langweilen. So weit sind wir aber noch nicht. Bei den Tour-Siegen steht es nun 3:2 für Pogacar. Wir sind gespannt, ob Vingegaard im nächsten Jahr zurückschlagen kann.»
Pogacar wird sich allerdings nicht zurücklehnen. Mitte August steht mit der Vuelta die dritte und letzte Grand Tour an. Bislang ist es noch keinem Fahrer gelungen, die 3 wichtigsten Etappenrennen in einem Jahr zu gewinnen. Auch Paris-Roubaix und Mailand-Sanremo fehlen noch in Pogacars schon jetzt eindrücklichem Palmarès.
Schweizer erledigten ihre Pflicht
Bei der ganzen Pogacar-Show geht fast vergessen, dass mit Silvan Dillier (Alpecin-Deceuninck), Stefan Bissegger (EF Education-EasyPost) und Stefan Küng (Team Groupama FDJ) auch 3 Schweizer bei der Tour de France vertreten waren. Wie haben sie sich geschlagen?
«Bei den Schweizern wusste man, welche Rollen sie übernehmen werden. Dillier hat bei den Sprintetappen das Feld jeweils angeführt – er hat seinen Job gut erledigt. Auch Bissegger hatte seine Aufträge als Sprinter im Team von Etappenfahrer Richard Carapaz», erklärt Loosli.
Küng hingegen hatte «sicher keine ideale» Tour de France. «Beim Zeitfahren wurde er vom Pech ausgebremst, als er Probleme mit der Kette hatte. Zudem nahm er eine Erkältung in die Tour.» Das war wohl auch ein Grund, warum der 30-Jährige noch vor der 19. Etappe aus der Tour ausstieg.