Die zweite Auflage der wiederbelebten Tour de Suisse der Frauen beginnt am Samstag in Vaduz ohne die Schweizer Aushängeschilder. Das Fehlen von Marlen Reusser und Elise Chabbey ist für die Organisatoren ein herber Rückschlag im Kampf um mehr Aufmerksamkeit.
Mit Reusser und Chabbey hätte die Schweiz gleich zwei Asse mit Chancen auf den Gesamtsieg an der vier Etappen umfassenden Rundfahrt gehabt. Doch die beiden besten Schweizerinnen fehlen.
«Wenn man krank ist, ist man krank»
Reusser musste am Dienstag nach einem positiven Corona-Test krankheitsbedingt Forfait erklären. Chabbey darf dagegen nicht starten: Die 29-jährige Genferin wird von ihrem Team Canyon/SRAM Racing für den Giro d'Italia (30. Juni bis 10. Juli) und die France (24. bis 31. Juli) geschont.
Olivier Senn, Direktor der Tour de Suisse, bedauert das Fehlen der beiden Zugpferde. «Es ist natürlich ein Rückschlag. Aber so ist es halt im Sport. Wenn man krank ist, ist man krank», so Senn, der Reusser den Sieg durchaus zugetraut hätte.
Ab 2023 mit World-Tour-Status
Umso bitterer sind die Ausfälle, weil die Tour de Suisse der Frauen weiter aufgewertet wird. Vor einem Jahr fand die Rundfahrt im Rahmenprogramm des Männerrennens an nur zwei Tagen statt. Dieses Jahr funktioniert sie nun eigenständig und ist viertägig – noch als Rennen der zweithöchsten Kategorie. Kurz vor dem Start hat der Rad-Weltverband UCI aber zur Freude der Organisatoren mitgeteilt, dass sie ab 2023 in die höchste Kategorie, die World Tour, aufgenommen wird.
Senn ist auf Publizität und die Akzeptanz der Zuschauerinnen und Zuschauer angewiesen. Das Rennen kann nur stattfinden, weil die Organisatoren eine Anschubfinanzierung unter anderem vom Bund erhalten haben. Erst ab dem vierten Jahr muss das Rennen selbsttragend sein.
Neff im Fokus
In Abwesenheit von Reusser und Chabbey richtet sich der Fokus aus Schweizer Sicht auf die erfolgreichen Mountainbikerinnen um Olympiasiegerin Jolanda Neff. Die Ostschweizerin, die für das Schweizer Nationalteam an den Start geht, hat schon mehrmals bewiesen, dass sie auch auf der Strasse auftrumpfen kann.
Nationaltrainer Edi Telser ist zuversichtlich, dass Neff sowie die Olympia-Zweite Sina Frei und die Olympia-Dritte Linda Indergand das Rennen gestalten können. «Wir werden trotz des Ausfalls von Marlen versuchen, ein aktives Rennen zu fahren – insbesondere bei der ersten Etappe in Vaduz. Sowohl die Strecke als auch die kurze Renndauer kommen den Bikerinnen entgegen.»
Nach dem Rundkurs in Vaduz steht am Sonntag auf derselben Strecke wie gleichentags bei den Männern ein Einzelzeitfahren im Programm. Anschliessend geht es am Montag von Liechtenstein nach Chur und zum Abschluss nach Lenz. Insgesamt haben die Fahrerinnen an den vier Tagen 296 km zu bewältigen.