Vom 21. bis 29. September 2024 soll sich die Stadt Zürich in eine grosse Festhütte verwandeln. Während dieses Zeitraums finden die Rad- und Para-Cycling-Weltmeisterschaften statt – mit beträchtlichen Einschränkungen im Verkehrsnetz. Die über 50 Rennen, die alle auf dem Sechseläutenplatz enden sollen, führen tagsüber zu zahlreichen Strassensperrungen. Besonders betroffen sind der Osten und der Süden der Stadt Zürich.
Gegen die geplante Streckenführung regt sich deshalb erheblicher Widerstand. Mittlerweile sind bei der Stadt Zürich fast 70 Rekurse eingegangen, unter anderem vom Kinderspital in Hottingen. Deren Stiftungsrats-Präsident Martin Vollenwyder befürchtet grosse Einschränkungen für den Spitalbetrieb, insbesondere was die Zufahrt für Notfälle betrifft. Auch das Spital Zollikerberg fürchtet um die Sicherheit von Patientinnen und Patienten und hat deshalb gegen die Pläne des WM-OK rekurriert.
Alternatives Ziel auf der offenen Rennbahn?
Doch die Spitäler sind mit ihren Einsprachen nicht allein. Das Gewerbe wehrt sich ebenfalls gegen die Einschränkungen. Nicole Barandun, die Präsidentin des Gewerbeverbandes der Stadt Zürich, betont jedoch: «Wir möchten die Durchführung der WM nicht verhindern, sondern eine Neubeurteilung der Strecke mit weniger grossen Einschränkungen.» Auch Vollenwyder zeigt sich grundsätzlich verhandlungsbereit, bekräftigt aber, dass das Kinderspital den Rekurs weiterziehen werde, sofern keine andere Varianten auf den Tisch kommen.
Eine mögliche Alternative für die Zielankunft könnte die offene Rennbahn in Oerlikon mit ihrer grossen Radsport-Tradition sein. Doch Olivier Senn, der sportliche Leiter der WM 2024 winkt sofort ab: «Das Ziel ist es, eine inklusive Rad- und Paracycling-WM zu veranstalten und dabei allen die gleichen Rahmenbedingungen zu bieten. Das geht nur, wenn alle am gleichen Ort sind.»
Weltverband noch nicht beunruhigt
Beim Internationalen Radsportverband UCI zeigt man sich ob der zerfahrenen Situation noch nicht beunruhigt. Man arbeite eng mit dem lokalen Organisationskomitee zusammen, «um sicherzustellen, dass die Veranstaltung erfolgreich durchgeführt und einen positiven Einfluss auf die gastgebende Stadt und Region hat», hiess es in der schriftlichen Stellungnahme gegenüber SRF. «Die Vorbereitungen schreiten planmässig voran.»
Allerdings steht im Regelwerk der UCI, dass das Exekutiv-Komitee dem vorgesehenen Organisator «das Recht entziehen kann, die WM auszurichten, wenn unvorhergesehene Umstände die Organisation der WM gefährden». Damit ist klar: Ohne Anpassungen in der Streckenführung ist die Durchführung des Radsport-Grossanlasses in Zürich aufgrund der Rekurse in der Schwebe.
2009 in Mendrisio fanden die Strassen-Weltmeisterschaften letztmals in der Schweiz statt. 2020 hätten die besten Radprofis im Wallis Halt machen sollen, doch die Titelkämpfe in Aigle und Martigny fielen der Corona-Pandemie zum Opfer.