Es blieb bis über die 80. Minute hinaus ultraspannend – ein Try hätte den Iren gereicht, und sie hätten Neuseeland im WM-Viertelfinal nach Hause geschickt. Doch die «All Blacks», wohlgemerkt zum zweiten Mal in Unterzahl agierend, verteidigten sich mit letzten Kräften und eliminierten stattdessen den Weltranglisten-Ersten Irland mit 28:24.
«Es war wohl der beste Viertelfinal in der Geschichte einer Rugby-WM, aber wieder einmal endete es mit einer Enttäuschung für Irland», hielt der UK Telegraph im Anschluss an die 8. Viertelfinal-Niederlage der Iren im 8. Anlauf fest. «Es war ein so spannendes und hochwertiges Spiel, welches es verdient hätte, der Final zu sein.»
Es sind die letzten vier Minuten, die lange in Erinnerung bleiben werden.
«Das wird die Iren noch verfolgen», konstatierte der Irish Independent. «Die ‹All Blacks› kamen mit einem Plan und haben ihn brillant umgesetzt», lobte die Zeitung die siegreichen Neuseeländer.
Lobeshymnen auf gescholtene Cane und Foster
Derweil frohlockt man in Neuseeland. So schrieb etwa der NZ Herald: «Aufgepasst, Welt!» Die Neuseeländer waren «alles, was sie sein wollten. Alles, was sie sein mussten, und obwohl sie drei magische Versuche erzielten, waren es die letzten vier Minuten, die lange in Erinnerung bleiben werden». Die neuseeländische Zeitung sah von ihrem Team in der Schlussphase gegen die Iren «die disziplinierteste und engagierteste Defensivleistung der Neuzeit».
Für die Neuseeländer, nach der Niederlage zum WM-Auftakt gegen Frankreich von allen Seiten in der Luft zerrissen, ist es eine süsse Rache. Denn die schlechten Ergebnisse des letzten Jahres hatten Coach Ian Foster und seinem Kapitän Sam Cane viel harsche Kritik eingebracht.
All die Widrigkeiten und Verletzungen. Da muss man durch, um das zu erreichen, was sie heute getan haben.
Nach der Demonstration gegen die «Men in Green» erklärten die ehemaligen «All Blacks»-Grössen Mils Muliaina und John Kirwan am Sonntag, dass die vielfach gescholtenen Cane und Foster ein Lob verdient hätten.
«All die Widrigkeiten und Verletzungen. Da muss man durch, um das zu erreichen, was sie heute getan haben», kommentierte Muliaina im lokalen Fernsehsender Sky. Mit «der Energie der Verzweiflung, die sie am Ende gezeigt haben», seien sie verbunden geblieben. Aus den schweren Zeiten hätten sie etwas Besonderes gemacht.
Davon wurden die Iren zu ihrem Leidwesen Zeuge – und die wieder erstarkten «All Blacks» werden auch den weiteren Teams, die noch im Rennen um den «Webb Ellis Cup» sind, nicht verborgen geblieben sein.