Noè Ponti reiste mit leeren Händen von den Olympischen Spielen in Paris nach Hause. Als grosse Medaillenhoffnung angetreten, musste sich der Tessiner mit den Rängen 4 und 5 zufriedengeben. Ponti, der drei Jahre zuvor in Tokio Olympiabronze gewonnen hatte, legte nach dem enttäuschenden Ausgang erst einmal eine eineinhalbmonatige Pause ein.
Beim Wiedereinstieg ins Training stellte der 23-Jährige fest, dass seine Form noch immer blendend ist. Am 20. Oktober stellte er in Schanghai in 21,67 Sekunden einen Weltrekord über 50 Meter Schmetterling im kurzen Becken auf. Nur zwei Wochen später senkte er seine eigene Bestmarke erneut. In Singapur schwamm er noch einmal 17 Hundertstel schneller als in China.
Als Rekrut noch schneller
Zurück in der Schweiz rückte Ponti in die Spitzensport-RS in Magglingen ein. Auch vor dem militärischen Umgangston hoch über dem Bielersee machte die beeindruckende Herbstform des Tessiners keinen Halt. An der Kurzbahn-WM in Budapest schraubte er im Vorlauf seinen eigenen Weltrekord auf 21,43 Sekunden. Am Mittwoch schlug er im Final bereits nach 21,32 Sekunden an.
«Wow, ich erlebe gerade viele Emotionen», erklärte Ponti nach seinem ersten WM-Titel in seiner gewohnt nüchternen Art. «Weltmeister, Weltrekord: Es könnte nicht besser sein.» Vor dem Start sei er schon etwas nervös gewesen. Als Favorit hätten alle etwas von ihm erwartet. «Aber ich habe es geschafft.»
Unter 21 Sekunden möglich?
Den alten Weltrekord von 21,75 Sekunden verbesserte Ponti in diesem Herbst in vier Schritten um knapp eine halbe Sekunde. Auf der Kurzstrecke von nur 50 m ist das eine halbe Weltreise. Doch das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Das Knacken der 21-Sekunden-Marke sei möglich, liess der Athlet des Schwimmclubs Uster gegenüber dem Weltverband World Aquatics verlauten.
«Vielleicht bin es nicht ich, der es schafft. Möglicherweise gelingt es Ilya (Kharun), Nyls (Korstanje) oder einem anderen. Sicher nicht mehr in diesem Jahr, aber in den nächsten Saisons werden wir näherkommen.» Der Kanadier Kharun und der Niederländer Korstanje standen im Final neben Ponti auf dem Podest. Ihre Zeiten (21,67 und 21,68) wären vor Pontis goldenem Herbst noch gleichbedeutend mit dem Weltrekord gewesen.