Auch wenn die Motivation nicht immer gleich gross ist: Noè Ponti erscheint stets um Punkt 7 Uhr im Nationalen Sportzentrum in Tenero, Montag bis Samstag.
«Gut zu trainieren und stark zu sein, wenn es einem gut geht, ist jedem gegeben», erklärt Ponti der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Man muss in der Lage sein, den Unterschied an jenen Tagen zu machen, an denen man sich nicht so gut fühlt, an denen man nicht so motiviert ist.»
Es ist wirklich der perfekte Ort, um im Hinblick auf etwas Grosses zu trainieren.
In Tokio 2021 war dem Ausnahmeathleten der grosse Durchbruch gelungen. Mit 20 Jahren gewann er damals seine erste internationale Medaille auf höchster Stufe. «Ich denke nicht, dass diese Medaille zu früh kam. Sie hat mein Leben nicht grundlegend verändert», erinnert er sich.
Die Liebe zum Tessin
Ponti hatte vor seinem Exploit in Tokio entschieden, sich in den USA zu versuchen, in der North Carolina State University. Das Experiment brach er schon nach wenigen Monaten ab. Es war nicht die Umgebung, die er sich erhofft hatte.
Wenn man beginnt, gute Resultate zu haben, kommt automatisch der Druck. Vor allem von Seiten der Medien und der Fans.
«Ich bin glücklich, dass ich es versucht habe. Aber ich bin auch sehr froh, dass ich wieder zurückgekehrt bin, weil es nicht das Richtige war vor drei Jahren.» Das Tessin reicht ihm aktuell völlig: «Hier habe ich alles, was ich brauche, meine Familie ist hier, meine Trainer sind hier und mein Schwimmbad ist hier. Es ist wirklich der perfekte Ort, um im Hinblick auf etwas Grosses zu trainieren.»
Mangelnde Physis mit Mentalität kompensieren
Die Sportart Schwimmen ist nicht nur physisch ungemein anspruchsvoll, sondern auch und speziell in mentaler Hinsicht. «Wenn man beginnt, gute Resultate zu haben, kommt automatisch der Druck. Vor allem von Seiten der Medien und der Fans.»
«Das Wichtigste ist, bei den Olympischen Spielen mental bei 100 Prozent zu sein, auch wenn man physisch nur bei 95 ist», findet Ponti, der auf einen Mentaltrainer zurückgreift. «Momentan arbeite ich vor allem daran, meinen Energie-Haushalt zu kontrollieren, sodass ich meine Batterien aufladen kann, egal unter welchen Umständen.»
Im Olympia-Final «ist alles möglich»
Ob Ponti einen Podestplatz visualisiert, lässt er offen. Aber er macht kein Geheimnis um seine Ambitionen. Mit einer Zeit von 50,16 Sekunden ist er über 100 m Schmetterling der zweitschnellste weltweit in diesem Jahr.
«Das gibt dir aber keinerlei Garantie», relativiert er die Ausgangslage für die Sommerspiele. «Aber wir arbeiten, um in Paris das Maximum herauszuholen. Die schwierigste Etappe wird der Halbfinal sein. Danach ist im Final wirklich alles möglich. Ich hoffe einfach, dass ich das Bestmögliche geben kann.»