Es gab eine Zeit, da waren norwegische Siege an der Vierschanzentournee fast an der Tagesordnung. In den 10 Austragungen von 1962/63 bis 1971/72 kam der Gewinner der Gesamtwertung gleich 6 Mal aus Norwegen.
Doch seither sind Tournee-Triumphe der Wikinger selten geworden. Nach dem Sieg von Ingolf Mork 1972 dauerte es nicht weniger als 22 Jahre, ehe mit Espen Bredesen wieder ein Norweger jubeln durfte. 10 Jahre später war die Reihe an Sigurd Pettersen, ehe 2007 Anders Jacobsen für den lange Zeit letzten norwegischen Gesamtsieg sorgte.
Im Vorjahr bereits Tournee-Dritter
Nun – 16 Jahre nach Jacobsen – steht mit Halvor Egner Granerud wieder ein Norweger an der Tournee ganz zuoberst. Der überlegene Gesamtweltcupsieger des Winters 2020/21 bestieg im letzten Jahr an der Vierschanzentournee als Overall-Dritter bereits ein erstes Mal das Podest. 12 Monate später holte er zum ganz grossen Coup aus.
Der 26-Jährige ist ein verdienter Champion. Wenig fehlte, und Granerud hätte als vierter Springer nach Sven Hannawald 2002, Kamil Stoch 2018 und Ryoyu Kobayashi 2019 den «Grand Slam» mit Siegen in allen vier Tournee-Springen geholt. Nach den beiden Erfolgen in Oberstdorf und Garmisch fehlten ihm in Innsbruck als Zweiter bloss 3,5 Punkte auf Sieger Dawid Kubacki aus Polen. In Bischofshofen war er zum Abschluss wieder nicht zu schlagen.
In seinem besten Winter klappte es an der Tournee nicht
Granerud ist einer der erfolgreichsten Springer der letzten drei Saisons. Im Winter 2020/21 feierte er 11 seiner inzwischen 17 Siege im Weltcup. Ausgerechnet bei der Tournee blieb Granerud dann aber hinter den Erwartungen zurück und bestieg einzig in Garmisch als Zweiter das Podest. Zwei Jahre später ist der durchschlagende Erfolg für den Junioren-Weltmeister von 2015 deshalb eine grosse Genugtuung.
«Wahnsinn. Von diesem Tag habe ich schon so lange geträumt. Ich war schon immer von der Tournee begeistert», freute sich Granerud im Siegerinterview. Und mit ihm freute sich ganz Norwegen – endlich wieder.