Jan van Berkel hat eine lange Reise hinter sich. Nachdem er die Welt 8 Mal nur mit eigener Muskelkraft umrundet hat, ist seine Triathlon-Karriere am Sonntag mit dem Sieg beim Ironman Switzerland in Thun zu Ende gegangen. Noch einmal über 8 Stunden Schwitzen, Leiden – aber auch Lachen, nicht nur über den 4. Triumph beim kräftezehrenden Langdistanz-Rennen.
«Ich habe versucht, es zu geniessen. Aber man muss sich auf die Aufgabe konzentrieren, was mir heute schwerer gefallen ist als sonst. Ich wäre fast dehydriert auf dem Velo», berichtete Van Berkel, nachdem er erstaunlich leichtfüssig ins «Sportpanorama»-Studio einmarschiert war.
Dernière hing an seidenem Faden
Dass sein letztes Rennen einen so guten Ausgang nahm, war für den 37-Jährigen nicht selbstverständlich. Vor 10 Tagen habe er sich im Training noch den Fuss übertreten, berichtete er. «Es wurde knapp für Thun.» Ironie der Geschichte: Seine Frau Sarah (ehemals Meier) habe vor ihrem letzten Wettkampf als Eiskunstläuferin (an der EM 2011 in Bern) ein ähnliches Erlebnis gehabt. «Als sie mir das gesagt hat, war es für mich ok», so der Zürcher.
Mit Rückschlägen umzugehen hat Van Berkel, der erst nach dem Wechsel von der olympischen auf die Ironman-Distanz so richtig durchstartete, in seiner Karriere lernen müssen. Kaum hatte er seinen Rücktritt angekündigt, erlitt er im April im italienischen Val di Mara einen Trainingsunfall auf dem Rad: Weil die Bremsen versagten, donnerte er kopfvoran in eine Wand, kam aber glimpflich davon.
Rosamunde Pilcher hätte es nicht besser schreiben können.
Umso mehr freute sich der zweifache Familienvater über das Happy End im Berner Oberland, das er mit Familie und Freunden feiern konnte. «Es hat sich richtig angefühlt, dieses Rennen als mein letztes zu nehmen. Hier das i-Pünktchen zu setzen: Mir hat heute jemand gesagt, Rosamunde Pilcher hätte es nicht besser schreiben können.»
Nächste Etappe im Berufsleben steht an
Nach 2018, 2019 und 2021 gewann er den Ironman Switzerland zum insgesamt 4. Mal. Warum abtreten, wenn man noch voll im Saft ist? «Ich wollte es nicht herausfordern. Es war einfach der perfekte Zeitpunkt.»
Seiner Familie, die in den letzten Jahren aufgrund der vielen Absenzen einige Opfer bringen musste, wolle er nun etwas zurückgeben. Zunächst steht bereits am Montag ein Vorstellungsgespräch an. «Ich bin ausgebildeter Jurist und habe eine Weiterbildung im Sportrecht gemacht. Jetzt kommt die Jobsuche.»
Seine letzte Amtshandlung als Profisportler war am Sonntagabend aber noch die Medaillenvergabe an die letzten Finisher des Ironmans in Thun – Ehrensache.