Eigentlich sind die Niederländer ein motorsportbegeistertes Volk. Klar: Mit Max Verstappen dominiert ein Landsmann die Formel 1, orangene Fanmassen sind entlang der Rennstrecken der «Königsklasse» längst Usus. Und beim Grossen Preis der Niederlande an diesem Wochenende dürfte die Verstappen-Mania ihren saisonalen Höhepunkt erreichen.
Doch nicht alle haben Freude, dass die Boliden wieder durch die Dünen vor den Toren Amsterdams rasen. Denn der Circuit liegt inmitten eines Naturschutzgebiets. So werden auch in diesem Jahr wieder Aktivisten rund um Zandvoort protestieren, wie sie es jeden Sommer tun, seit die Formel 1 vor zwei Jahren in die Niederlande zurückgekehrt ist.
Bereits damals sorgte das Comeback der «Königsklasse» für grosse Kritik. Umwelt- und Tierschutzorganisationen gingen auf die Barrikaden und versuchten den Anlass mit Petitionen und Protesten zu verhindern. Jedoch umsonst: Die Klagen wurden abgewiesen, seltene Tierarten im Naturschutzgebiet auf Geheiss eines Richters umgesiedelt.
«Zandvoort ist der schlechteste Ort für ein Event wie dieses», sagt Karel van Broekhoven: «Es ist eine Schande.» Er ist Sprecher der Aktivisten. Mehrere Organisationen kämpfen als Bündnis gegen diesen Grand Prix, der wie kein anderer ein Problem beschreibt: Die Formel 1 hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben, macht sich dabei aber ziemlich angreifbar.
Die Rennserie ist immer wieder mit dem Vorwurf von Greenwashing konfrontiert. Es werden also ökologische Verbesserungen angekündigt, die am Ende allein dem eigenen PR-Auftritt dienen. Fakt ist, dass die Formel 1 die Zeichen der Zeit relativ früh erkannt hat. Die Motoren sind längst Hybrid-Antriebe, ab 2026 steigt der Elektro-Anteil noch einmal deutlich.
Globale Sportart
Fakt ist aber auch, dass die Rennwagen ohnehin einen verschwindend geringen Anteil am CO2-Ausstoss der Formel 1 haben. Vielmehr ist die Logistik, die Bewegung von Material und grossen Menschenmassen rund um den Globus das Problem. 22 Rennen trägt die Formel 1 auf der ganzen Welt aus, springt zwischen den Kontinenten wild hin und her.
Als Reaktion wird der Rennkalender ab kommenden Jahr stärker regionalisiert. Auf gewisse Deals will man aber nicht verzichten, denn Veranstalter zahlen viel Geld für ganz bestimmte Termine im Jahr. Und hier liegt wohl das Problem: Wenn das Geschäft gut ist, dann kommt die Nachhaltigkeit eben doch an zweiter Stelle. Auch an der Nordsee wird schliesslich nur gefahren, um den gewaltigen Verstappen-Hype zu monetarisieren.