Angst vor Terroranschlägen, mögliche russische Störmanöver, überhöhte Ticketpreise, drohender Verkehrskollaps, logistische Albträume: Viel hätte bei diesen Olympischen Spielen in Paris schiefgehen können. Am Ende kam es genau umgekehrt. Alles, was gut laufen konnte, traf ein, besser, als es sich wohl selbst die Organisatoren erträumt hatten.
Im Rückblick haben die Franzosen fast alles richtig gemacht. Das Festhalten an der riskantesten Eröffnungsfeier der Olympia-Geschichte, erstmals auf der Seine statt in einem Stadion. Die Wahl ikonischer, aber exponierter Wahrzeichen als telegener Hintergrund sowie der öffentlichen Verkehrsmittel als Träger der Besucherströme. Alles ging wunderbar auf. Sogar die Seine war (wahrscheinlich) sauber genug, um erstmals seit über hundert Jahren darin zu schwimmen.
Ein Fest dank der Besucher
Speziell machten die Spiele in Paris aber die Besucher und die zehntausenden von freiwilligen Helfern, die mit riesigem Enthusiasmus begeisterten. Praktisch an allen Wettkampfstätten waren die Tribünen bereits für Vorläufe und Qualifikationswettkämpfe voll, auch die Mischung zwischen Einheimischen und Gästen stimmte.
Die dunklen Flecken auf der Weste des IOC verschwinden deshalb aber nicht. Die Schattenseiten der Spiele in Paris sollen nicht verschwiegen werden.
Nur für Privilegierte
Obdachlose und Bettler sah man kaum noch in der Innenstadt von Paris; verschwunden sind sie deswegen natürlich nicht. Sie wurden einfach aus dem Blickfeld vertrieben.
Olympische Spiele sind etwas für die Privilegierten dieser Welt, die sich sehr hohe Ticketpreise und Hotelkosten leisten können. Die Kommerzialisierung des Sports schreitet unaufhaltsam voran, das IOC tanzt nach der Pfeife der Sponsoren und Rechteinhaber, denen alle Forderungen erfüllt werden, egal, ob das breite Publikum etwas davon hat.
Mehr Glaubwürdigkeit gefordert
Auch einen konsistenten Umgang mit Russland, Palästina, Israel, des Dopings verdächtigen Chinesen oder androgynen und Transgender-Athletinnen hat das IOC bislang nicht gefunden. Allerdings ist es bei diesen Themen wohl kaum möglich, einen allgemein akzeptierten Konsens zu finden, der allen beteiligten Parteien gerecht wird.
Das Rad der Zeit lässt sich jedenfalls nicht zurückdrehen. Spitzensport ohne Politik und Kommerz ist nicht möglich. Es wäre deshalb ehrlicher, dies einzugestehen, als geradezu das Gegenteil zu predigen. Das IOC bleibt maximal gefordert, und es kann nur gehofft werden, dass der Nachfolger von Thomas Bach wieder etwas glaubwürdiger auftreten wird.
Ein Signal für zukünftige Kandidaten
Paris war aber sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Der Sport und die Wettkampfstätten waren erstklassig, ohne den Gigantismus der letzten Jahre. Die Athleten lobten fast durchwegs die grossartige Atmosphäre in der Stadt und den Stadien. Sogar das Wetter spielte über weite Strecken mit.
Paris könnte auch für andere westliche Staaten das Signal sein, sich wieder um Olympische Spiele zu bewerben.